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Die Richtung, in die diese Radrunde angegangen wird, kann massive Auswirkungen auf die Stimmungslage an ihrem Ende haben, denn hier geht es um die Kontraste einer Metropole.
Die Tour führt vom Stadtzentrum aus entweder erst Richtung Norden, auf der Route der Bike It! Vegesack-Runde, durch die schönsten Naherholungsgebiete, Deichlandschaften, Polderwiesen und Naturschutzgebiete, entlang an grasbewachsenen Flussufern, Feuchtwiesen und historisch-bäuerlichen Bebauungen bis zu einem der vogelreichsten Seen der Region.
Oder sie führt nach Süden, hin zu dem, was noch zum urbanen Leben gehört und ein wichtiger Teil der Industriekultur ist: die Industriehäfen. Weit weniger gemütlich, aber trotzdem sehr beeindruckend, tut sich hier eine Welt der Kontraste und der Gigantomanie auf, der Rohstoffe, Frachtschiffe, Lagerhäuser und
LKWs. Trotz seiner lebensfeindlichen Ausstrahlung ein prima zu erradelndes und spannendes Gebiet, etwas urbane Abenteuerlust vorausgesetzt.
Aufgrund von Brückensperrungen ab März bis voraussichtlich August/September verläuft die Fahrradroute auf einer leicht geänderten Strecke. Wir bitten um Verständnis und wünschen eine angenehme Fahrt!
Weitere Infos finden Sie auf der Website der Verkehrs Management Zentrale
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Das aktuelle Erscheinungsbild des Bremer Bürgerparks ist das ausgewachsene Ergebnis dessen, was 1866 begonnen wurde: eine als idealisierte Natur gestaltete Grünanlage mit Wasserläufen, verschiedensten Baumarten und malerischen Blickachsen – bis heute Balsam für die Seelen von Bremer Großstadtpflanzen und Besuchenden jeglichen Alters.
Die Gestaltung des Bremer Parks ist auch vom New Yorker Central Park beeinflusst, sagt man.
Direkt an den Bürgerpark grenzt der etwas ungezähmtere Stadtwald.
© WFB / Peter Sämann
Der Reiz dieser Wiesenlandschaft liegt nicht zuletzt in ihrer außergewöhnlichen Artenvielfalt. Als feuchter Lebensraum für bedrohte Vogelarten, seltene Fische, Amphibien und Pflanzenarten muss das Blockland besonders geschützt werden. Der auf einer Warft liegende, ökologisch betriebene Hof Bavendamm, der bereits 1374 urkundlich erwähnt wurde,
steht heute exemplarisch für eine naturschonende Bewirtschaftung. Er bietet Besuchenden die Möglichkeit, mehr über die Landwirtschaft im Blockland zu erfahren und sich im hofeigenen Café für die Radtour zu stärken
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In Wasserhorst geht es einige Meter über historisches Kopfsteinpflaster. Zentraler Bau des kleinen Dorfes ist die romanische Kirche aus dem 12. Jh. auf ihrem sechs Meter hohen Hügel. Dort oben sitzt sie, lange Zeit oft nur auf dem Wasserweg erreichbar, wie in einem Adlernest über dem Wasser: „Up´r Horst“. Das Schöpfwerk Wasserhorst, keine fünf Minuten vom Dorf entfernt, entwässert das Blockland über das Maschinenfleet in die Lesum.
Daneben die Überreste des alten, ersten Schöpfwerks, dessen dampfbetriebene Pumpenmaschinen dem zuführenden Fleet seinen Namen gaben. Mit ihrer Kraft war es erstmals möglich, das Blockland auch dann zu entwässern, wenn das Wasser, wie so oft, außendeichs höher als binnendeichs stand.
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Direkt an der Lesum und eher unscheinbar liegen die Anlagen der Kavernenspeicher im Salzstock Lesum. Dort lagern immense Diesel- und Gasvorräte tief unter der Erde als Teil des gesetzlich vorgeschriebenen Treibstoffvorrats für knappe Zeiten. Die ersten Hallen am Deichweg markieren den Standort der Yachtwerft Meyer,
Nachfolger der einst bedeutenden Burmester Werft, die zwischen 1920 und 1979 Boote und Yachten allerlei Couleur fertigte, vom Luxusgut bis zur nationalsozialistischen Aufrüstung. Die Lesum übrigens ist ein seltsam kurzer Fluss, der nicht weit entfernt durch den Zusammenfluss von Hamme und Wümme entsteht und kurze, aber sehr hübsche 10 Kilometer entfernt in die Weser mündet. Hydrologisch wird das Stückchen Fluss der Wümme zugerechnet.
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Die Flussniederung Werderland zwischen Weser und Lesum ist, durchzogen von Sielen und Gräben, eines der spannendsten Naturschutzgebiete der Region. Ohne Deiche bekämen die zahlreichen Vögel zweimal täglich nasse Füße, im Winter verläuft schonmal der eine oder andere Pfad unter Wasser. Apropos Pfad: Ein Ökopfad durchzieht das Gebiet von Nord nach Südwest. Der Dunger See ist EU-Vogelschutzgebiet mit Beobachtungsplätzen
für seltene Arten. Ursprünglich Baggersee, heute Tummelplatz für alles, was Federn hat: Wer sich ruhig und unauffällig verhält, sieht mehr!
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An der Spitze des Werderlands, wo die Lesum in die Weser mündet, liegt einer der besten Aussichtspunkte der Stadt auf Weser, Fähren, Yachten und Pötte. Einst stand hier die Flussbadeanstalt „Schönebecker Sand“ mit Fährverbindung, ein Anziehungspunkt für alle Vegesacker Wasserratten. Der Weserbegradigung fiel sie
zum Opfer und verschwand unter Steinaufschüttungen. Auch Teilen des Dorfes Mittelsbüren, heute Standort der neugotischen Moorlosenkirche, erging es nicht besser. Das schmucke Örtchen wurde der Industrialisierung geopfert, ein Stahlwerk stellte sich obendrauf. Eines der ehemaligen Niedersachsenhäuser des Ortes ist dabei in den Garten des Focke Museums umgezogen.
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Eine Stadtteilpartnerschaft mit der Stadt Ilsenburg im Harz, wo am Bremer Weg die Bremer Schutzhütte steht, hat zu ihrem Pendant im Werderland geführt. Dank ihres Standorts auf einem Hügel ist der Blick ins Grüne weit. Unscheinbar zweigt etwas weiter der Weg zur „Großen Dunge“ ab, eine ehemalige Hofstelle, die auch einmal Stahlwerk werden sollte, dann aber verwilderte und heute Naturkleinod mit Streuobstwiese ist. Hier lohnt sich, als Abschluss des grünen Teils dieser Tour, eine Rast. Am Grambker Sportparksee, Bremens größtem Binnensee, geht das genauso gut, das Baden oder Surfern zugucken sogar besser.
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inter dem Sportparksee beginnt nun die zweite Szenenfolge dieser Tour und die Stimmung ändert sich schlagartig, weniger eindrücklich wird sie aber bei weitem nicht. Wiedereintauchend in bebautes Gebiet grüßt das Umspannwerk Oslebshausen und der 140 Hektar große Bremer Industrie-Park mit dem Stahlwerk im Hintergrund. Die Bäume werden zu Hochspannungsmasten, die Verkehrsdichte nimmt zu, die Beschaulichkeit ab, dafür lassen sich bunte Containerberge bestaunen und technische, großindustrielle Anlagen aus der Nähe bewundern. Zum Glück rollen die Reifen immer noch auf komfortablen Fahrradwegen durch die maritime Industriewelt.
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Die Häfen sind in Bremen ein eigener Stadtteil mit vier getrennten Ortsteilen. Einer davon, die Industriehäfen rechts
der Weser, umfasst sechs Hafenbecken, angelaufen von jährlich rund 2000 Pötten und Kähnen. Hier werden gut 13 Mio. Tonnen Seegüter im Jahr umschlagen, entsprechend gigantisch ist die Anmutung der Anlagen und Verladestellen. Die Becken aus den 1960ern sind durch die Schleuse Oslebshausen
tidenhub-unabhängig, praktisch beim Löschen der Schiffsladungen. Der Begriff des „Löschens“ stammt übrigens aus dem Niederdeutschen: lossen ≈ befreien. Oder vom unleserlich machen der Unterschrift des Kapitäns, der damit die Verantwortung für die von seinem Schiff abgeladene Ladung abgab.
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Die Kap-Horn-Straße zieht sich vollständig über die Landzunge, die vor dem Bau der stadtbremischen Häfen Ende des 19. Jh. einmal Weserufer war. Hier reihen sich historische Lagerhäuser, Logistikzentralen und Großhandel aneinander, auch ein Haus voller Kunstateliers und eine kleine Fass-Manufaktur sind dabei.
Dazwischen duckt sich die Hornisse, ein unvollendeter U-Boot-Bunker aus der NS-Zeit. Gekonnt zweckentfremdet hat ihn ein Logistikunternehmen, dass seine Firmenzentrale auf den Betonklotz gesetzt hat und so ein paar Höhenmeter
für eine bessere Rundumsicht gewonnen hat. Weiter Richtung Schleuse gibt die Straße imposante Blicke in die Hafenbecken frei.
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Auch Teil des Hafenareals: Shopping und Events. Die Mall Waterfront und der Veranstaltungsraum Pier 2 bestechen
auch durch ihre Nachbarschaft zum Industriecharme, der Getreideverkehrsanlage beispielsweise, einem der größten
Backsteinbauten weltweit. Von hier aus ist es nicht mehr weit nach Gröpelingen, dem ehem. Wohnviertel der Hafenarbeiter:innen. Heute bunt und international, besticht das gewachsene Quartier durch Gemütlichkeit und Nachbarschaftlichkeit. Imposant und geruchsintensiv wird es wieder am Holz- und Fabrikenhafen, wo Stapler Container jonglieren und viel Kaffee, Fisch und Getreide in Genussmittel verwandelt werden.
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Alte Hafenanlagen, moderne Architektur, aktive Kajen, attraktive Boulevards und mittenhindurch poltert die Hafenbahn. Interessante Neubauten und historische Schuppen und Speicher prägen die Bremer Überseestadt, eines der größten städtebaulichen Projekte Europas. Hier entsteht in Bremens ausgemustertem, ehemals zollfreiem Hafenrevier ein modernes und lebendiges Quartier zum Leben, Arbeiten und Wohnen.
Einen Abstecher wert ist der Waller Sand, ein erst 2019
angelegter Stadtstrand am großen Wendebecken der stadtbremischen Häfen. Baden läuft hier leider nicht, aber alles
andere, was auf 175.000 m3 feinstem Strandsand anzustellen ist. Die teils bewachsenen Dünen haben einen zweiten Nutzen: Hochwasserschutz für das Quartier.
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Über die Überseeinsel, das ehemalige Kellogg‘s-Areal, eine spannende Umnutzung alter Industrie- und Hafengebäude,
geht es auf die Weserpromenade und weiter an die Schlachte, Bremens zweitältestem Hafen und dem Letzten dieser Tour. Im 13. Jahrhundert schlugen hier Kaufleute Pfähle als Uferbefestigung ein. Daher der Name: „slagte“≈ das Einschlagen der Pfähle. Zu Hansezeiten machten hier die Koggen fest, am Ufer lagen Speicher und Kontore. Heute sitzt oberhalb der historischen Kaimauer eine der beliebtesten Flaniermeilen und der größte Biergarten der Stadt. Das Bremer Rathaus, inzwischen UNESCO Weltkulturerbe, wurde einst so bemessen, dass sich alle damaligen Bremer mit Bürgerrecht stehend in seiner Halle hätten versammeln können.
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Das aktuelle Erscheinungsbild des Bremer Bürgerparks ist das ausgewachsene Ergebnis dessen, was 1866 begonnen wurde: eine als idealisierte Natur gestaltete Grünanlage mit Wasserläufen, verschiedensten Baumarten und malerischen Blickachsen – bis heute Balsam für die Seelen von Bremer Großstadtpflanzen und Besuchenden jeglichen Alters.
Die Gestaltung des Bremer Parks ist auch vom New Yorker Central Park beeinflusst, sagt man.
Direkt an den Bürgerpark grenzt der etwas ungezähmtere Stadtwald.
An der Strecke liegen:
4 Naturschutzgebiete (Untere Wümme, Grambker Feldmarksee, Dunger See, Werderland).
3 Flüsse (Wümme, Lesum, Weser).
3 Industriegebiete (Bremer Industriepark und umliegende, Riedemannstraße, Überseestadt).
6 aktive und ehemalige Industrie- und Wirtschaftshäfen (Industriehäfen, Kap-Horn-Hafen, Holz- & Fabrikenhafen, Überseehafen (†), Europahafen, Weserbahnhof (†), Schlachte (†))
Streckenlänge: 59 Km
Beschilderungen: Nein
Der nördliche Teil der Runde zwischen Hauptbahnhof
und Lesumsperrwerk verläuft auf der Strecke der Bike It!
Vegesack-Runde „Wasser-Wege“.
Von Marschland-Idylle, Scheunenfachwerk, Flussaue und Entengeschnatter bis zum Getöse der Großindustrie, des Schwerlastverkehrs und der Container-Jonglage ist für jede*n etwas dabei.
Zu langes Verweilen in den Blockländer Ausflugslokalen. Vorsicht beim Queren von Hafenbahngleisen!
Kinder sollten sich sicher im trubeligen Straßenverkehr bewegen können.
Eine Hälfte der Tour ist größtenteils autofrei, ländlich, ruhig, idyllisch und herrlich grün, die andere Hälfte ist industriell, laut und im Mitschwung des übrigen Straßenverkehrs eines innerstädtischen Industriehafens.
Untergründe: allermeist geschmeidige Asphaltdecken, wenige Meter Kopfsteinpflaster und unbefestigte Wirtschaftswege sind dabei. Gut fahrbar sind sie alle.
Kaffee und Kuchen sind lecker im Biohof-Café Bavendamm im Blockland und im Lloyd Rösterei-Café im Hafen. Auf der Überseeinsel schmecken die Pizza bei Zio Manu di Napoli und das Bier in der Bremer Braumanufaktur
Egal, ob mit Smartphone, gedruckt auf Papier oder mit anderen Navigationsgeräten: Hier findet ihr alle Downloads der Kontraste-Runde auf einen Blick!
Die Radrunde in der Bike Citizens App
Alle Touren sind auch in der kostenlosen Bike Citizens App für euch hinterlegt. Die Bike Citizens App könnt ihr für Android im Playstore oder für iOS kostenlos hier herunterladen.
Die Radrunde zum Ausdrucken
Hier steht euch die Kontraste-Runde mit all ihren Sehenswürdigkeiten, Tipps und kulinarischen Empfehlungen zum Download als PDF bereit.
Die Radrunde als gpx und kml
Für weitere Navigationsgeräte könnt ihr euch die Kontraste-Runde als gpx-Datei herunterladen.
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