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18 beispielhafte Bauten, Freiräume, Straßenzüge und Siedlungen in Ost-West Ausdehnung - Die Baukultur-Fahrradroute auf den Spuren der neueren und neusten Architektur- und Stadtbaugeschichte Bremens.
Bremen besticht durch seine architektonische und städtebauliche Vielfalt und Innovation. Von der Bremischen Bürgerschaft als emblematischem Ort demokratischer Teilhabe über wegweisende Schulbauten, kolossale Hafenanlagen und baukulturelle Pionierprojekte bis hin zu den Bremer Häusern, zu sozial-ökologischen Modellvorhaben und zu den Großsiedlungen einer „Stadt des sozialen Wohnungsbaus“ führt diese Rundfahrt entlang der architektonischen und städtebaulichen Highlights und quer zu den baukulturellen Herausforderungen und Errungenschaften der Hansestadt seit den 1920er Jahren.
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© Nikolai Wolff
Das Haus der Bremischen Bürgerschaft, nach Entwurf des Architekten Wassili Luckhardt erbaut, steht seit 1966 in mehrfachem Sinne im Zentrum gesellschaftlicher Teilhabe. Nicht nur tagen hier das stadt- und landesbremische Parlament, sondern der Bau selbst war Gegenstand gelebter Aushandlung: In welchem Gewand soll sich der Marktplatz einer altehrwürdigen Hansestadt kleiden in Anbetracht der in die Stadtgestalt und -gesellschaft geschlagenen Leerstellen aus Holocaust, Bombennacht und „Totalem Krieg“? Wie soll sich eine noch junge Demokratie angemessen repräsentieren? Dank ausgedehnter öffentlicher Debatten zeigt sich das Gebäude heute als die glückliche Verbindung einer modernen Architekturkonzeption – deren Fassadentransparenz die Werte der Demokratie symbolisieren soll – und einer behutsamen Rücksichtnahme auf die historischen Bauten der Umgebung, die sich u. a. in der Fenstergliederung und der angedeuteten Giebeldachlinie zeigt.
© WFB / Peter Sämann
Westlich der Altstadt wird auf der Muggenburg Ende des 19. Jahrhunderts der Bremer Freihafen angelegt. Zwischen Weserbahnhof und Europahafenbecken entsteht die heute als Überseeinsel bekannte Landzunge, auf der bis 2017 u. a. die Kellogg Company ihr Deutschlandgeschäft betrieb. Heute wachsen auf dem 15-ha-Areal neue Wohngebäude zwischen den alten, zu neuem Leben erweckten Fabrikhallen. Von Anfang an mit dabei ist die Gemüsewerft, ein innerstädtischer, integrativer landwirtschaftlicher Betrieb sowie eine inklusive Grundschule. Beachtung verdienen zudem der großformatige Komplex der von RobertNeun Architekten konzipierten Stephanitorhöfe und das von DMAA (Delugan Meissl Associated Architects) geplante Wohngewächshaus, beide aktuell noch Zukunftsmusik. In dem einstigen Hochsilo führt ein Hotel die Vergangenheit in die Zukunft – als Anker bremischer Hafenidentität sowie als Leuchtturm einer neuen Art der Quartiers- und Stadtentwicklung, die auf Erhalt, Umnutzung und Integration anstatt auf Abriss und Neubau setzt.
© Caspar Sessler
Zwischen Weserpromenade und Holz- und Fabrikenhafen liegt das von der Blauen Karawane e.V. initiierte und von der GEWOBA getragene Wohnprojekt BlauHaus (GS_P Architekten, 2016) – ein inklusives und generationenübergreifendes Gemeinschaftshaus für Menschen mit und ohne Hilfebedarf. Seit Herbst 2019 wohnen hier 180 Blauhäusler:innen in insgesamt 84 Wohnungen und inklusiven WGs. Ein grüner Gartenhof und das eingeschossige Veranstaltungshaus Blaue Manege bilden das Zentrum des Ensembles, mit Ateliers, Sozial- und Verwaltungsräumen und einer inklusiven KITA. Für die Überseestadt ist die Betonung des nachbarschaftlichen Zusammenlebens ein Glücksfall. Langsam wandelt sich das größte Bremer Entwicklungsareal von einem Gewerbepark in einen lebendigen Stadtteil. Der Masterplan von 2003 (as2 architektur) konnte einige historische Speicher und Schuppen erhalten, dem Wohnen wurde damals jedoch auf Druck der Hafenwirtschaft nur eine untergeordnete Bedeutung zugesprochen. Mit Wiedererwachen der Bremer Sozialbau-Tätigkeit ab 2013 hat sich dieser Ansatz überholt.
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Als weithin sichtbares Wahrzeichen der Bremer Hafenlandschaft steht die durch das damalige Hafenbauamt errichtete Getreideverkehrsanlage, kurz GVA, seit 1916 am nördlichen Ufer des Wendebeckens. Sie entstand in einer Zeit, als Bremen größter europäischer Umschlagplatz für Getreide war. Mit ihrer imposanten Größe und den vielfältigen Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen von 1929 (Silo II), 1947 (durch die Architekten Säume & Hafemann), 1974 (Betonröhrensilo) und 1982 (Ausbau der Kaje) erzählt die Anlage bis heute von der Bedeutung der Hafenwirtschaft für Bremen und von der Bedeutung Bremens im globalen Handel. „Der Koloss“, wie die GVA im Volksmund genannt wird, erstreckt sich über 200 Meter Länge und ragt fast 50 Meter in die Höhe. Heute steht die Anlage unter Denkmalschutz und dient trotzdem weiterhin der Lagerung von bis zu 15.000 Tonnen Getreide, Biogetreide, Futtermitteln und Rohkaffee.
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Für seine (nicht unumstrittene) Bildungspolitik ist Bremen weithin bekannt – doch nur selten werden dabei die baulichen Errungenschaften der Hansestadt aus den 1950er-Jahren gewürdigt. Der Typ der Pavillonschule, wie er hier vielfach zum Einsatz kam, galt damals als architektonisch wie pädagogisch vorbildlich und lohnt auch heute noch der Beachtung. Die Schule am Halmerweg, ein Entwurf des Architekten Gerhard Müller-Menckens, ist ein gut erhaltenes Beispiel dafür: achteckige Klassenräume in drei zweistöckigen Pavillons, verbunden durch einen gedeckten Laubengang, geben Zeugnis von der pädagogischen Bedeutung, die die Lernumgebung als „dritte Lehrerin“ neben den Mitschüler:innen und Pädagog:innen einnimmt.
© Kulturhaus Walle Brodelpott/ Slg. Kaisenhausmuseum
Behrensweg 5a
Mit Ende des II. Weltkriegs waren 61% des Wohnraums der Stadt Bremen zerstört. Der 1945 durch die US-Militärregierung berufene Bürgermeister Wilhelm Kaisen gestattete daraufhin die Errichtung von Behelfsheimen in den Parzellengebieten. In Selbsthilfe wurden diese über die Jahre sukzessiv um- und ausgebaut. Was als temporäre Notlösung begann, lebte so jahrzehntelang als besondere bremische Wohnkultur fort und zeugt bis heute von den entbehrungsreichen Aufbaujahren wie auch von dem Erfindungsreichtum und von der Beharrlichkeit der Bewohner:innen, ihre Kaisenhäuser gegen die Regulierungsversuche der Stadtverwaltung zu behaupten und bis an ihr Lebensende „auszuwohnen“. Das Kaisenhaus-Museum erzählt fortan diese Geschichte.
© Kay Michalak
Bereich zwischen Arndtstraße, Grünzug und Hansestraße
1944 wurde bei einem Luftangriff die westliche Vorstadt fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau erfolgt auf einem gänzlich neuen Stadtgrundriss: zunächst 1952 im Rahmen eines Wettbewerbs der Economic Cooperation Administration (ECA) auf einer Fläche beiderseits der Arndtstraße mit dem Ziel, beispielhafte Lösungen für einen kostengünstigen und zeitgemäßen Wohnungsbau zu entwickeln (Architekten Hebebrand, Schlempp, Marschall), und dann bis 1955 entlang eines neuen, zentralen Grünzugs, dem Utbremer Grün. Eine Mischung aus Reihenhäusern, Laubenganghäusern, Zeilenbauten und dem ersten Bremer Wohnhochhaus an der Hansestraße (Architekten Säume & Hafemann) prägen seitdem den Neuen Bremer Westen. Hier wurde der Grundstein gelegt für Bremens Ruf als „Stadt des sozialen Wohnungsbaus“ – eine Tradition der Gemeinwohlorientierung, die auch in der Landesverfassung von 1947 verbürgt ist.
© b.zb/Nachlass Schröck
Ab 1960 wird eine Neuordnung der historischen Altstadt Bremens in „Verkehrszellen“ vorgenommen. Deren Zellkerne bilden jeweils eine Hochgarage. Das Parkhaus Katharinenklosterhof von 1972 (Architekt Carsten Schröck) gliedert den Übergang von Auto- zu Fußgängerbereich dabei auf besondere Weise: die Erdgeschoßzone wird zunächst als überdachter Erlebnisraum freigehalten, in den das gotische Refektorium des früheren Klosterbaus eingestellt ist. Dieser, vom BDA prämierte Platzraum im EG des Gebäudes wird 1983 und 1993 jeweils vom Planungsbüro Rosengart & Partner (der Nachfolgerin des Büros von Carsten Schröck) überformt und in ein System von Ladenpassagen verwandelt, die regengeschützt die Sögestraße mit dem Domshof verbinden. Heute diskutiert man die Umwandlung der zentrumsnahen Hochgaragen in Wohngebäude. Die Fassadengestaltung wird dabei nach wie vor entweder als „Regal“ kritisiert oder für seine Neuinterpretation gotischer Formen in Waschbeton geschätzt.
© b.zb / Karl Ed. Schmidt
Die Wallanlagen, von Isaak Altmann und anderen ab 1802 nach Vorbild englischer Landschaftsgärten gestaltet, stellen einen Höhepunkt bremischer Stadtentwicklung und -gestaltung dar. Bis heute bieten die in sanfte Hügelkuppeln verwandelten, ehemaligen Bastionen malerische Blicke auf die Nachahmung eines sich schlängelnden Flusslaufes, des einstigen Befestigungsgrabens. Von der zivilen Umnutzung der Verteidigungsanlage zeugt zudem eine letzte, gut ins romantische Bild der Parklandschaft passende Windmühle. Ansonsten hat sich lediglich die Kunsthalle als repräsentativer Bau in dem Gartenkunstwerk gehalten. Das einstige Stadttheater fiel dem II. Weltkrieg zum Opfer – heute liegt an seiner Stelle der Theaterberg – und auch der hochwertig gestaltete Hapag-Lloyd Verkehrspavillon von Lore Krajewski, 1951 am Herdentor erbaut, wird 1979 abgebrochen. Heute fehlt dieses Meisterinnenwerk, um die Geschichte der Architektinnen Bremens gebührend erzählen zu können; im Archiv des Bremer Zentrums für Baukultur (b.zb) sind zumindest Pläne und Fotos erhalten.
© Frank Pusch
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wächst Bremen über seine mittelalterlichen Stadtgrenzen hinaus. Als Handelsstadt treiben dabei nicht primär die Industrialisierung und der damit aufkommende Wohnungsmangel, sondern vor allem der Überschuss an im Kolonialhandel erworbenem Kapital die lokale Bautätigkeit an. Gleichzeitig bestimmt die Bauordnung von 1847, dass alle Wohngebäude von der Straße aus zugänglich sein mussten. So entstehen ganze Straßenzüge mit Reihenhäusern, den sogenannten Bremer Häusern. Diese sind in der häufigsten Form traufständig, viereinhalb bis sieben Meter breit und verfügen über zwei Vollgeschoße plus Souterrain und (ausgebautem) Dachstuhl. Die Fassade besteht in der Regel aus drei Fensterachsen. In der Mathildenstraße zeigen sich die Bremer Häuser in ihrer großbürgerlichen Variante, errichtet zwischen 1866 und 1871 von dem Bauunternehmer und Architekten Lüder Rutenberg. Seit 1973 steht das Ensemble unter Denkmalschutz.
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Zwischen Sankt-Jürgen-Straße und Friedrich-Karl-Straße
Zeitgleich mit der Stadterweiterung um die östliche Vorstadt entsteht ab 1850 das Klinikum Bremen-Mitte als zeittypische Pavillonanlage mit Einzelkliniken in parkartiger Umgebung. Deren Umbau in eine Kompaktanlage (2004–2019) erlaubt die städtebauliche Neuordnung des Areals in ein gemischtes Wohnquartier. Erste Planungsworkshops 2006 der Feministischen Organisation von Planerinnen und Architektinnen (FOPA) Bremen führen zu dessen sozial-ökologischer Ausrichtung und inkludierender Prozessgestaltung. Auf der Grundlage des städtebaulichen Konzepts von Lorenzen Mayer Architekten aus dem Jahr 2013 werden ab 2018 die ersten Grundstücke verkauft. Die ersten Wohnungen werden 2023 bezogen – mit dabei das Genossenschaftsprojekt KARL in der Friedrich-Karl-Straße 2. Im Herzen des Areals entsteht seit 2021 ein Quartierspark, die denkmalgeschützte Alte Pathologie soll ein Quartierszentrum werden.
© WFB / Peter Sämann
Ruhrstraße, Wupperstraße und Lippestraße
Explodierende Arbeitslosigkeit und der Zusammenbruch der allgemeinen Bautätigkeit im Zuge der Weltwirtschaftskrise führen Ende der 1920er Jahre zur Ausweitung von Wohnungsbauprogrammen. Mit „vorstädtischen Kleinsiedlungen“ sollte der Wohnungsnot in einer widersprüchlichen Verbindung aus konservativer Großstadtfeindlichkeit und sozialreformerischer Selbsthilfe begegnet werden. Das ursprünglich Westfalensiedlung genannte Klein Mexiko wird in dieser Gemengelage schon bald als „Armenviertel“ verschrien und auch aufgrund der kommunistischen Gesinnung seiner Bewohner:innenschaft in einer Mischung aus Ablehnung und Bewunderung mit dem revolutionären Mexiko assoziiert. Heute sind die kinderreichen und bedürftigen Familien aus dem damaligen Arbeiter:innenmileu einer Klientel kleinbürgerlicher Hauseigentümer:innen gewichen, die die Siedlung und ihre Geschichte mit viel Liebe und Stolz bewahren – und sich selbst einer steigenden Gentrifizierung ausgesetzt sehen.
© b.zb / Franz Scheper
Heideplatz
Die Gartenstadt Vahr wurde 1954–56 von Ernst May zusammen mit den lokal ansässigen Architekten Säume und Hafemann im Auftrag der GEWOBA realisiert. Die Siedlung basiert auf dem Konzept einer nachbarschaftlichen „Grünstadt“ (die Größe war aus dem Bedarf für den Bau einer Grundschule abgeleitet): Zeilenbauten und ein zentrales Punkthochhaus gruppieren sich entlang fließender Grünräume im Sinne einer „Stadtlandschaft“ (Landschaftsgestaltung: Karl August Orf). Die Farbgestaltung verantwortete Hans-Albrecht Schilling und passte diese bis 2020 immer wieder an die zunehmende Vegetation an. Seit 2022 ergänzen drei serielle Bremer Punkte (LIN-Architekten mit Gewoba) den Bestand um barrierefreie, im Grundriss variable und gemeinschaftliche Wohnformen (Winsener Str., Heidmarkstr. und Bispinger Str.). Auch der ebenfalls serielle Nachverdichtungsneubau Tarzan und Jane (Spengler Wiescholek) stärkt seit 2023 in der Wilseder-Berg-Straße die Sozialstruktur des Quartiers.
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Reitsport, Wohnungsbau oder Weg? – Die Grünanlage an der Ludwig-Roselius-Allee hat schon so manche Aufregung erlebt: 1907 eingeweiht, hat sie Wettbewerbe und Familienfeste, Konzerte, Golfsport oder 1946 sogar die Verwertung der eigenen Tribüne als Brennholz gesehen und ist somit vielfältig mit der Stadt, ihren Menschen und Geschichten verbunden. Ein neuer Weg von Hemelingen in die Vahr macht dies nun erlebbar und inszeniert die artenreichen Blüh- und Langgraswiesen, die hier angelegt wurden, statt Wohnungen zu bauen. Gegen eine Bebauung nämlich wurde 2019 ein erfolgreicher Volkentscheid angestrengt. So ist die Rennbahn zu einem Lehrstück der Stadtentwicklung in Zeiten von Wohnungsmangel und Biodiversitätskrise, Empörungsdemokratie und „Alternativen Fakten“ geworden und einzig ein kollektiver „Schweinsgalopp“ für neue Ideen verspricht noch Heilung: Um mögliche Nutzungen zu erproben, sind alle Bremer:innen unter dem humorvollen Namen Galop-de-porc eingeladen, die Fläche mit kunterbunten Zwischen- und Pioniernutzungen zu bespielen.
© Caspar Sessler
Auf einem Grundstück gegenüber der Großwohnsiedlung Blockdiek (1966– 1970, Architekt Roland Birnstein) – und quasi als Gegenentwurf zu deren „aufsteigender Stadtlandschaft“ nach modernistisch-fordistischer Manier – entsteht seit 2016 das Stiftungsdorf Ellener Hof nach einem städtebaulichen Entwurf von De zwarte hond / RMP Landschaftsarchitekten und entsprechend eines kooperativ entwickelten Gestaltungsleitfadens. Entwickelt wird das Quartier von der Bremer Heimstiftung, die als gemeinnütziger Träger Wohneinrichtungen für alte Menschen und Menschen mit Behinderung betreibt. Grundstücke werden ausschließlich in Erbpacht vergeben, alle Gebäude in Holz-Hybrid-Bauweise realisiert und das gesamte Quartier im Sinne eines sozial-ökologischen Klima- und Fahrradmodellvorhabens mit vielen sozialen und kulturellen Einrichtungen durchmischt umgesetzt. Neben sieben Varianten neuer Bremer Häuser zeigen innovative Wohngebäude u.a. von gruppe omp und ZRS Architekten (beide 2022) neue Wege für ein Gemeinschaft stiftendes, kreislaufgerechtes, klima- und ressourcenschonendes Bauen auf.
© Kay Michalak
Otto-Brenner-Allee und Neuwieder Straße
Die Großsiedlung Osterholz-Tenever wurde 1971 von dem Städtebauinstitut Nürnberg als Demonstrativbauvorhaben für 4.500 Wohnungen konzipiert; 1973 mangels Nachfrage aber mit 2.500 Wohnungen in der Umsetzung gestoppt. Lang gestreckte, z-förmige, bis zu 18 Geschosse hohe Riegelbauten bildeten mehrere Höfe und waren im Kernbereich über eine höher gelegte Fußgängerebene verbunden. Diese städtebaulich-architektonische Großform sollte ihre Qualitäten nach dem Leitbild „Urbanität durch Dichte“ erzielen. Aus Mitteln des Förderprogramms Stadtumbau West wurde die Anlage 2000–2007 radikal zurück- und umgebaut. Bereits seit 1991 unterstützt zudem ein Quartiersmanagement die räumliche und gesellschaftliche Teilhabe von rund 6.000 Menschen aus ca. 80 Ländern. Ein Atriumhaus (Atelier Kempe Thill, 2019) und sechs kleine, sogenannte Pezzettino- („Stückchen“)-Häuser (Spengler Wiescholek, 2022) verdichten die Siedlung gemäß heutiger städtebaulicher Leitlinien erneut nach.
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ehemaliges Könecke-/CocaCola-Gelände, Zum Sebaldsbrücker Bhf. 1
Im Verwaltungsgebäude der 2012 geschlossenen Wurstwarenfabrik Könecke ist mit dem Wurst Case ab 2015 ein lebendiger Ort für Kulturschaffende, Kleinunternehmer:innen und Kreative entstanden. Initiiert wurde die Pioniernutzung von der ZZZ, der Bremer ZwischenZeitZentrale, die seit 2009 von der Stadt mit der Entwicklung, Durchführung und Beratung von Zwischennutzungen beauftragt ist und so „schlafende Häuser“ zu neuem Leben erweckt. Seitdem 2017 auch der benachbarte Abfüllbetrieb von Coca-Cola seine Arbeit einstellte, rückte das Areal der beiden ehemaligen Industriebetriebe verstärkt in das Interesse der Immobilienwirtschaft und Stadtentwicklung. 2023 wurde das Gebiet in die Handlungsstrategie zur „Entwicklung neuer Orte der produktiven Stadt“ aufgenommen, die insbesondere auch Handwerksbetrieben, verarbeitendem Gewerbe, (urbaner) Nahrungsmittelproduktion oder emissionsarmen (Klein-)Fabriken etc. in der Stadt Raum bieten will.
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Milchquartier, Bleicherstraße 11–23
Die Wohnanlage auf einem als Sockel ausgebildeten, öffentlichen Parkhaus entsteht 1982 im Sinne einer „behutsamen Stadterneuerung“ (Architekten: Rosengart, Busse & Partner mit Rainer Schürmann). Diese „Reparatur“ des im Krieg zerstörten südlichen Teiles des beliebten Milchviertels wurde erst nach dem erfolgreichen Aufbegehren einer Bürgerinitiative gegen die bis dahin geplante, sogenannte Mozarttrasse, die Osttangente einer als Schnellstraßenviereck projektierten Innenstadtumfahrung, möglich. Bis 1973 hatte eine allgemeine Sanierungs- und Neubausperre jegliche Weiterentwicklung des Quartiers unterbunden, da dieses zum Abriss freigegeben war. Architektonisch nimmt die Anlage in der Bleicherstraße Bezug auf die umliegenden Bremer Häuser, während sich die Seite zum Osterdeich großzügiger ausnimmt und mit seinen Eckbetonungen an die Türme der hier einst gelegenen Stadtvillen erinnert. Ein öffentlicher Durchgang führt durch die Anlage.
© Nikolai Wolff
Das Haus der Bremischen Bürgerschaft, nach Entwurf des Architekten Wassili Luckhardt erbaut, steht seit 1966 in mehrfachem Sinne im Zentrum gesellschaftlicher Teilhabe. Nicht nur tagen hier das stadt- und landesbremische Parlament, sondern der Bau selbst war Gegenstand gelebter Aushandlung: In welchem Gewand soll sich der Marktplatz einer altehrwürdigen Hansestadt kleiden in Anbetracht der in die Stadtgestalt und -gesellschaft geschlagenen Leerstellen aus Holocaust, Bombennacht und „Totalem Krieg“? Wie soll sich eine noch junge Demokratie angemessen repräsentieren? Dank ausgedehnter öffentlicher Debatten zeigt sich das Gebäude heute als die glückliche Verbindung einer modernen Architekturkonzeption – deren Fassadentransparenz die Werte der Demokratie symbolisieren soll – und einer behutsamen Rücksichtnahme auf die historischen Bauten der Umgebung, die sich u. a. in der Fenstergliederung und der angedeuteten Giebeldachlinie zeigt.
Länge: 54 km
Höhenmeter: 120m
Höchster Punkt: ganze 18m (Theaterberg am Wall)
Niedrigster Punkt: 0m (am Kaisenhaus Museum)
Durchfahrene Stadtteile: 7 (Mitte, Walle, Gröpelingen, Findorff, Vahr, Osterholz, Hemelingen)
Während der Tour über- oder unterfahrene Gleisstränge: 66
Beschilderung: nein
Vielfältig und städtisch, urban und nachbarschaftlich, fassadenbunt, betongrau und zwischendurch ländlich-grün: Diese Tour führt durch viele Aspekte und Manifestationen einer gewachsenen Stadt, mal zugänglich, mal Abstand gebietend, mal geschmeidig, mal rau. Eine Runde mit viel Entdecker-Potential, auch in den unscheinbaren Ecken.
Im Osten über Große Vieren und Kämenadenweg am Friedhof Osterholz entlang oder im Westen über Emder Straße, Nordstraße und Bremerhavener Straße
Meist angenehm auf bestem Belag und schönen Wegen, aber auch mal kurvig mit lauernden Bordsteinkanten, Engstellen und Kopfsteinpflaster. Die Tour eignet sich für die individuelle Aufteilung in zwei oder mehr Etappen
Ästhetische Überforderung
Genauso vielfältig wie die architektonischen Lösungen sind auch die internationalen kulinarischen Angebote. Zwischen dem Zentrum, Gröpelingen und Tenever tauchen immer wieder internationale Spezialitätenrestaurants und Imbisse sämtlicher Couleur am Straßenrand auf.
© WFB / Ingo Wagner
Egal, ob mit Smartphone, gedruckt auf Papier oder mit anderen Navigationsgeräten: Hier findet ihr alle Downloads der Bremer Baukultur-Runde Ost-West auf einen Blick!
Die Radrunde in der Bike Citizens App
Alle Touren sind auch in der kostenlosen Bike Citizens App für euch hinterlegt. Die Bike Citizens App könnt ihr für Android im Playstore oder für iOS kostenlos hier herunterladen.
Die Radrunde zum Ausdrucken
Hier steht euch die Bremer Baukultur-Runde Ost-West mit all ihren Sehenswürdigkeiten, Tipps und kulinarischen Empfehlungen zum Download als PDF bereit.
Die Radrunde als gpx und kml
Für weitere Navigationsgeräte könnt ihr euch die Bremer Baukultur-Runde Ost-West als gpx-Datei herunterladen.
28217 Bremen
Di, Do 9 bis 17 Uhr
Sa 10 bis 13 Uhr
28217 Bremen
Sa 10 bis 16 Uhr
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Di, Do 9 bis 17 Uhr
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