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Wissenschaft persönlich: Dr. Simone Blaschka

Eine Frau im Anzug guckt in die Kamera.
Dr. Simone Blaschka ist Direktorin des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven

© WFB/Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im Januar 2019 stand uns Dr. Simone Blaschka Rede und Antwort. Sie ist Leiterin des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven. Wie ihr Stand auf dem Freimarkt aussehen würde und was sie an ihrer Arbeit besonders begeistert, verrät sie im Interview.

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftskommunikatorin geworden wären?
    Chirurgin.
  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?
    Wenn Ideen in meinem Kopf entstehen: für eine Ausstellung oder einen Text, den ich schreibe. Wenn ich die Zeit und Ruhe habe, eine Idee auf verschiedene Arten zu Ende zu denken, bevor ich die Ausstellung konzipiere oder einen Text schreibe. Und natürlich das Schreiben von Ausstellungstexten oder wissenschaftlichen Aufsätzen oder Büchern: Wenn sich dann alles zusammenfügt, was man gedacht und recherchiert hat, das ist immer großartig. Fast wie ein Rausch. Und die Königsdisziplin ist, MuseumsbesucherInnen und LeserInnen mit Ausstellungen oder Texten eine neue oder andere Sicht auf die Dinge schenken zu dürfen.
  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besuchern erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?
    Es gäbe zwei Sessel, dazwischen einen kleinen Tisch mit einem bunten Blumenstrauß und Kaffeebechern darauf: Und dann würde ich Leute auf einen Kaffee einladen und ihnen Fragen stellen: beispielsweise zu Deutschland als Einwanderungsland oder dazu, woher ihre Familie ursprünglich kommt. Und dann würde ich ihnen zeigen, wie ihre Meinung zu Deutschland als Einwanderungsland oder ihre eigene Familiengeschichte zukünftig in die neue Dauerausstellung des Deutschen Auswandererhauses einfließen werden.
  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?
    Ziel meiner Arbeit im Deutschen Auswandererhaus ist die Vermittlung von Migrations- und Integrationsgeschichte an eine breite Öffentlichkeit. Meine Arbeit besitzt durch unsere in den letzten Jahren geführten Debatten zu Migrations- und Integrationsfragen eine hohe Aktualität.
  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?
    Fortschritt ist für mich, wenn unsere MuseumsbesucherInnen mit mehr Wissen und damit genaueren Antworten auf Migrationsfragen unser Haus verlassen. Und sich mit diesem Wissen anschließend an den gesellschaftlichen Debatten beteiligen.
  • Verraten sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?
    Zeitgenössische Quellen finde ich immer inspirierend, um das jeweilige Lebensgefühl besser erfassen zu können. Das können Zeitungsartikel, autobiographische Zeugnisse oder amtliche Berichte, zu denen auch Statistiken gehören, sein. Meine liebste Methode ist die Komparative: Dabei werden zwei Ereignisse oder Entwicklungen aus verschiedenen Epochen oder aus verschiedenen Ländern auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht. So könnte man beispielsweise vergleichen, wie die Deutschen polnische Gastarbeiter zur Zeit des Kaiserreiches (1871 – 1918) aufnahmen und wie sie dann in der Bundesrepublik die türkischen Gastarbeiter (ab 1961) aufnahmen.
  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremerhaven? Und woher kamen Sie?
    Das erste Mal kam ich aus Kiel nach Bremerhaven, als ich zwischen 2001 und 2003 mein wissenschaftliches Volontariat am Historischen Museum Bremerhaven absolvierte. Das zweite Mal kam ich aus Hamburg, als ich 2005 am Deutschen Auswandererhaus anfing.
  • Was schätzen Sie am Land Bremen als Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?
    Ich schätze die Freiheit, mit der man im Land Bremen arbeiten kann. Dieser große Gestaltungsspielraum, den man hier hat, der ist unschätzbar.
  • Fehlt Ihnen etwas?
    In Bremerhaven gibt es für meinen Geschmack zu wenige GeisteswissenschaftlerInnen.
  • Die Wege in Bremen und Bremerhaven sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?
    Zu Fuß oder mit dem Auto.
  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?
    Das überfordert mich und meine Phantasie nun leider.
  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?
    Als ich 2006 Direktorin des Deutschen Auswandererhauses wurde, war ich erst 34 Jahre alt: Die Verantwortung für die Mitarbeiter und das Museum zu übernehmen, hat in den ersten Jahren all meine Kräfte gefordert.
  • Welche stehen Ihnen noch bevor?
    Das lasse ich auf mich zukommen.
  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?
    Nachdenken, bevor man etwas sagt oder tut.
  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?
    Aus meiner verkorksten Schulzeit an einem erzkonservativen, humanistischen Gymnasium.
  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?
    Je nach dem, was mich gerade sehr beschäftigt: Lesen oder Reden, Yoga oder Aerobic.
  • Der/Die nächste Nachwuchswissenschaftler/in zieht nach Bremerhaven. Was würden Sie ihm/ihr raten, wo er/sie wohnen und abends weggehen soll?
    Wohnen am besten in Lehe und abends in die "New York Bar" des Hotels "The Liberty" mit dem wunderschönen Ausblick auf die Weser.
  • Mit wem würden Sie ihn/sie hier in Bremen bekannt machen wollen?
    Mit den Mitarbeitern des Deutschen Auswandererhauses.
  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einer/m Bremer/in oder Bremerhavener/in tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?
    Das Leben einer Chirurgin in einem Krankenhaus.
Dr. Simone Blaschka

© WFB/Ginter

Steckbrief: Dr. Simone Blaschka

Geburtsjahr

1972

Fachbereich / Forschungsfeld

Geschichte / Migration
Aktuelle Position / Funktion

Direktorin Deutsches Auswandererhaus, Bremerhaven

Aktuelle Tätigkeit / Aktuelles Forschungsprojekt

Erweiterung und Erneuerung der Dauerausstellung des Deutschen Auswandererhauses

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