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Wissenschaft persönlich: Prof. Dr. Andreas Hepp

Prof. Dr. Andreas Hepp
Sprecher des Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung an der Universität Bremen (ZeMKI)

© WFB/Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im November 2016 stand uns Prof. Dr. Andreas Hepp Rede und Antwort. Der Sprecher des ZeMKI forscht im Bereich der Kommunikations- und Medienwissenschaft.

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären?
    Vermutlich "irgendwas mit Medien". Zumindest wollte ich das werden, als ich angefangen habe zu studieren.
  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?
    Kaum etwas ändert sich schneller als „Medien“. Aber welche Folgen hat das wirklich in unserem Leben? Wann ist es nur ein Oberflächenphänomen, wann ist mit dem Medienwandel eine tiefgreifende Veränderung verbunden? An meinem Beruf finde ich es toll, zu einem der sich aktuell am dynamischsten verändernden Bereiche forschen zu können. Begeistern kann ich mich dafür, hier langfristige Muster der Veränderung erfasst zu haben – und solche spannenden Themen auch an der Universität unterrichten zu können.
  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besucherinnen und Besuchern erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?
    Er wäre voll mit den vielen kleinen Mediengeräten, die in unseren Alltag sickern: Handys, SmartWatches, Tracker, Tablets, digitale Fernsehempfänger, digitale Assistenten und vieles mehr. Auf diese Weise könnte ich mit den Menschen diskutieren, was sie in ihren Alltag "einbauen" und was nicht — und wie sich dieser Alltag damit geändert hat oder eben auch nicht.
  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?
    Wir alle leben in Zeiten, die stark getrieben sind durch die Traumvorstellungen des Silicon Valleys. Und wir gewöhnen uns schnell an die Neuerungen: Airbnb, Uber und Plattformen wie diese prägen mehr und mehr unseren Alltag. Mit unseren Handys und unseren Aktivitäten im Internet hinterlassen wir vielfältige Spuren – „digital traces“. Die Daten werden wiederum ausgewertet und auf dieser Basis bekommen wir kostenfreie Dienste oder auf uns zugeschnittene Nachrichten und Werbung. Aber wollen wir wirklich die schöne neue Datenwelt in der Form, wie sie uns derzeit angeboten wird? Der gesellschaftliche Nutzen unserer Forschung besteht darin, dass sie die häufig indirekten Einflüsse von Medien nicht nur als Inhalte, sondern auch als Technologien greifbar macht. Und erst auf einer solchen Basis können wir uns gemeinsam darüber unterhalten, welche Medienwelt wir eigentlich wollen.
  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Forschung von Fortschritt? Womit retten Sie die Welt?
    Ich rette sicherlich nicht die Welt. Aber ich trage etwas dazu bei, dass wir alle gemeinsam die Medienwelt, in der wir leben, besser gestalten und handhabbarer machen.
  • Verraten Sie uns Ihr liebstes Forschungsinstrument?
    Mein liebstes ist selbstverständlich unser Forschungsinstitut: das Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) an der Universität Bremen. Bei Forschungsmethoden sind wir ganz offen: Wir arbeiten sozialwissenschaftlich empirisch und wählen die Methoden nach den Fragestellungen aus, die wir haben.
  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Woher kamen Sie?
    Ich kam von Ilmenau, dann Münster, wo ich eine Professur für Mediensoziologie vertrat. Und was mich hierher geführt hat, war eine spannende Professur an einer Universität, an der Kommunikations- und Medienwissenschaft in enger Beziehung zu Soziologie und Informatik steht – zwei von vielen weiteren Disziplinen, die man braucht, wenn man verstehen will, was mit dem aktuellen Medienwandel so vor sich geht.
  • Was schätzen Sie am Wissenschaftsstandort Bremen/Bremerhaven? Was hält Sie hier?
    Das besondere an der Universität Bremen ist die Offenheit, die Interessiertheit vieler innovativer Kolleginnen und Kollegen an anstehenden Problemen und die große Dynamik in der Forschung. Ich kenne in Deutschland keine Universität, an der man so flexibel forschen kann und dabei so umfassend und konstruktiv unterstützt wird. Das hält hier.
  • Fehlt Ihnen etwas?
    Ja: Manchmal denke ich, die Universität Bremen ist zu groß für ein so kleines Bundesland. Da fehlt mir, dass das auch von anderen so gesehen wird. Mit der Dynamik, die wir haben, sollten wir nämlich eigentlich wachsen.
  • Die Wege in Bremen sind kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?
    Mit dem Rad oder zu Fuß.
  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene in Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?
    Dem Eichhörnchen: schnell, wendig, pfiffig, aber auch gut im Sammeln.
  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn?
    Es gab Zeiten, in denen das, was ich machte, nicht so angesehen war in der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Da beschäftigte sich diese primär mit Journalismus und öffentlicher, politischer Kommunikation. Die größte Herausforderung war also, solche Durststrecken zu überbrücken. Wie man sieht, hat es aber geklappt.
  • Welche stehen Ihnen noch bevor?
    Keine Ahnung, ich bin aber gespannt.
  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?
    Nein.
  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?
    Ich war vor über zehn Jahren an einem Antrag auf einen ortsverteilten Sonderforschungsbereich beteiligt (ein Transregio). Leider wurde der nicht bewilligt – ausgehend davon aber ein Schwerpunktprogramm und etliche weitere große und kleine Projekte in Deutschland. Was lernt man daraus? Scheitern ist nie schön, aber man versteht immer erst hinterher, welche neuen Türen sich dadurch geöffnet haben.
  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?
    Musik (hören), Bücher (lesen) und Sport (machen).
  • Der/Die nächste NachwuchswissenschaftlerIn zieht nach Bremen. Wo sollte er/sie wohnen und mal hingehen?
    Ich würde erstmal zuhören und fragen, welcher Typ sie oder er ist. Das besondere an Bremen ist nämlich die erstaunliche Vielfalt in der Stadt. In einem solchen Gespräch findet sich sicherlich etwas, was man dann empfehlen kann..
  • Mit wem würden Sie ihn/sie hier in Bremen bekannt machen wollen?
    Mit den Besitzern meines Lieblingsbuchladens, weil der Laden praktischer als Amazon ist (die Bücher sind am nächsten Tag da und man kann sie einfach auf dem Nachhauseweg abholen). Und netter auch.
Prof. Dr. Andreas Hepp

© WFB/Jonas Ginter

Steckbrief: Prof. Dr. Andreas Hepp

Geburtsjahr

1970

Familienstand

verheiratet, 2 Kinder

Fachbereich / Forschungsfeld

Kommunikations- und Medienwissenschaft

Aktuelle Position / Funktion

Sprecher des ZeMKI, Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung an der Universität Bremen

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt

Die Erforschung der Veränderung unseres Lebens mit dem Medienwandel und der Datafizierung - vor allem, aber nicht nur die Creative Unit "Kommunikative Figuratoren"

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