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Wissenschaft Persönlich: Jan Boelmann

Jan Boelmann am Löten
Der Laboringenieur im Labor für Meerestechnik an der Hochschule Bremerhaven über Erfolge, Misserfolge und seine Liebe zur Forschung.

© WFB/Ginter

Im Mai 2019 stand uns Jan Boelmann, Laboringenieur im Labor für Meerestechnik an der Hochschule Bremerhaven und Doktorand an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Rede und Antwort. Im Interview verrät der Wissenschafter, was die Bremer Wissenschaftsszene mit einem Esel gemein hat, was ihn an seiner Arbeit begeistert, und wieso seine wichtigste Erfolgsformel ist, eben nicht auf alles vorbereitet zu sein.

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären?
    Vermutlich wäre ich Rettungssanitäter oder Feuerwehrmann geworden. Von dem Rettungssanitäter hat mich mein Vater (zum Glück) abgebracht und Feuerwehrmann bin ich dann über die Freiwillige Feuerwehr doch noch geworden.
  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?
    Wirklich am meisten Spaß macht es, mit den Studierenden zum Sven Lovén Center nach Kristineberg in Schweden zu unserem jährlichen Workshop für Marine Technologie zu fahren. Dort können die Gruppen ihre Projekte in einer hervorragenden Umgebung direkt am Wasser testen. Wenn diese dann auch funktionieren und wir gemeinsam mit den Studierenden unsere Ziele erreichen, begeistert mich immer wieder aufs Neue.
  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besuchern erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?
    Ich hätte einen Stand, an dem man ein Unterwasserfahrzeug steuern könnte, mit dem man dann unterschiedliche "Forschungsaufgaben", wie das Heraufholen unterschiedlicher Gegenstände, erledigen könnte.
  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?
    Ich forsche zusammen mit jungen Menschen in einem Zukunftsfeld für Regenerative/Alternative Energien und bilde sie zu künftigen Ingenieuren/innen und Wissenschaftlern/innen aus. So tue ich etwas für die Wirtschaft und die Umwelt Wo sonst lässt sich beides so einfach und mit guten Gewissen vereinen?
  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?
    Wenn aus eben diesen jungen Menschen im Laufe ihres Studium selbstständige, kritische Ingenieure werden, von denen es schwerfällt, sich zu verabschieden und sie auf die ahnungslose Berufswelt loszulassen.
  • Verraten sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?
    Freiheit ist glaube ich die beste Methode. In unserem Labor bieten wir den Studierenden Möglichkeiten, sich selbst zu entwickeln. Sie erarbeiten zum größten Teil ihre eigenen Projekte samt Zielen. Wir unterstützen sie auf diesem Weg und schubsen sie ab und zu in die richtige Richtung.
  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremerhaven? Und woher kamen Sie?
    Ich habe 2006 hier an der Hochschule Bremerhaven Produktionstechnologie studiert, weil es hier noch das Diplom gab. Seitdem pendle ich jeden Tag aus dem Bremer Norden hierher. Während des Studiums noch mit dem Zug, nun aber lieber mit dem Auto.
  • Was schätzen Sie am Land Bremen als Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?
    Die Nähe zum Wasser und die hohe Dichte an Forschungseinrichtungen in unserem Bereich. So kennt man immer jemanden, mit dem wir zusammenarbeiten oder wo wir unsere Studierenden unterbringen können.
  • Fehlt Ihnen etwas?
    Wenn ich mir was aussuchen könnte? Dann wäre ein kleines Forschungsboot ziemlich praktisch! Dann könnte ich mit den Studierenden direkt hier auf die Weser raus und Experimente machen.
  • Die Wege in Bremen und Bremerhaven sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?
    Zwischen meinem Haus und der Dienststelle mit dem Auto, hier in Bremerhaven vorzugsweise zu Fuß.

  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?
    Ich glaube, dass der Esel doch ganz gut passen würde. Er ist ein Herdentier und offen für andere, gleichzeitig aber auch gerne mal für sich. Stur in seinem Willen und zugleich richtungsweisend.

  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?
    Ich schließe gerade meine Promotion ab. Da war ich selbst sicher meine größte Herausforderung.

  • Welche stehen Ihnen noch bevor?
    Warum sagt mir keiner, dass man sowas schon im Voraus wissen kann?

  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?
    Man kann und sollte sich nicht auf alles vorbereiten. Denn oft kommt es anders oder auch mal ganz von allein.
  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?
    Während unserer ersten Expedition mit den Studierenden, zu unserem jährlichen Workshop für Marine Technologie in Schweden, haben wir unser mit Studierenden gebautes Unterwasserfahrzeug (Remotly Operated Vehicle, kurz ROV) zum ersten Mal in Salzwasser getestet. Hier in Bremerhaven lief im Süßwasser alles noch reibungslos, in Schweden dann keine zwei Sekunden im Salzwasser und nichts ging mehr. Ich habe dann mit den beteiligten Studierenden drei Tage lang (fast am Stück) versucht, die Probleme zu lösen. Wir mussten dann allerdings abbrechen, weil uns vor Ort das Material ausging. Dabei haben wir alle viel gelernt. Vor allem, was es an extra Motivation gibt, wenn man ein Projekt doch noch zum Laufen bekommen will.
  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?
    Da fällt mir ein: Ich müsste mal wieder eine Runde laufen gehen… Sonst bekomme ich den Kopf immer gut bei der Arbeit in der Freiwilligen Feuerwehr frei.

  • Der/Die nächste Nachwuchswissenschaftler/in zieht nach Bremerhaven. Was würden Sie ihm/ihr raten, wo er/sie wohnen und abends weggehen soll?
    Ich wohne zwar nicht in Bremerhaven, aber auf jeden Fall sollte jede/r mal abends an den Deich gegangen sein, um sich den Sonnenuntergang anzusehen und sich dabei den Wind um die Nase wehen zu lassen.

  • Mit wem würden Sie ihn/sie hier in Bremen oder Bremerhaven bekannt machen wollen?
    Ich habe lange über diese Frage nachgedacht. Ich würde ihm/ihr gerne meinen Kollegen Axel Bochert vorstellen. Über die Jahre, in denen wir nun schon zusammenarbeiten, habe ich ihn sehr schätzen gelernt. Sein Umgang mit den Studierenden und Kollegen ist mir immer ein Vorbild.

  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einer/m Bremer/in oder Bremerhavener/in tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?
    Hm, ich bin ganz zufrieden, wie es ist. Und ein Tag ist auch viel zu wenig, um auch nur ansatzweise etwas von dem Leben eines Anderen mitzubekommen.

Jan Boelmann

© WFB/Ginter

Steckbrief: Jan Boelmann

Fachbereich / Forschungsfeld
Marine Technologien, Meeresmesstechnik, Meeresenergiesysteme


Aktuelle Position / Funktion
Laboringenieur im Labor für Meerestechnik, Doktorand an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt
Überwiegend machen wir Forschung mit Studierenden. Projekte sind: Unterwasserkamera für die Überwachung von Biofouling, Messboje zur Erfassung von Wellenbewegung, Bau und Betrieb eines Unterwasserfahrzeugs (Remotly Operated Vehicle, kurz ROV), Entwicklung eines Messgerätes zur Eisdickenbestimmung (Kooperation mit dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung).

Geburtsjahr
1985

Familienstand
verheiratet, ein Kind

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