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Wissenschaft persönlich: Elisa Manfreda

Eine Frau im Blazer stützt einen Arm in die Seite.
Elisa Manfreda suchte für die HE Space Operations GmbH als International Senior Recruiter nach dem besten Personal für die Raumfahrtbranche.

© WFB/Jonas Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im September 2018 stand uns Elisa Manfreda, damals bei HE Space Operations tätig, Rede und Antwort. Sie sucht für die Raumfahrtindustrie nach vielversprechenden Talenten.

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Recruiter in der Raumfahrtbranche geworden wären?
    Eine reisende Fotojournalistin, die die besten Geschichten findet, weitererzählt und damit Türen zu anderen Welten und Lebensweisen öffnet. Oder vielleicht eine Restauratorin, die an den feinsten Meisterwerken der Sixtinischen Kapelle arbeitet, wo mein Blick für Details einen guten Rahmen gefunden hätte... Schwer zu sagen, ich hatte so viele Möglichkeiten und so viele Interessen. Am Ende wählte ich Human Resources, weil es die größte Vielfalt bot.
  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?
    In dem Moment, in dem ich die Beschreibung für eine neue Stelle von einem unserer Kunden lese und denke: "Ich kenne die richtige Person für den Job!" Es wird noch besser, wenn ich mich an die potenzielle Kandidatin wende, und sie mir sagt: "Das ist der Job, den ich gesucht habe, er ist perfekt für mich!" Dann erfülle ich erfolgreich nicht nur die gesellschaftliche Funktion meines Jobs, ich habe auch die Chance, das Leben eines Menschen zu verbessern. Vor kurzem sagte einer meiner Kandidaten, dass unser Treffen ihn wieder zum Leben erweckt hat, da ich ihm eine neue Lebensperspektive angeboten habe. Ich glaube, das war der befriedigendste Moment meiner gesamten Karriere!
  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besucherinnen und Besuchern erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?
    Von der ersten Idee bis zur fertigen Umsetzung eines Raumfahrtprojekts werden die unterschiedlichsten Jobprofile benötigt. Für jedes Profil würde ich die offenen Stellen vorstellen. An meinem Stand würde ich Projekte zeigen, an denen meine Kolleginnen und Kollegen (Wissenschaftler/innen und Ingenieur/innen) arbeiten, zum Beispiel Modelle von Satelliten, Raketen und Rovern. Auf Monitoren würden Echtzeitbilder der Erde aus dem Weltraum gezeigt. Um einen Traumjob innerhalb dieser tollen Projekte zu bekommen, benötigen meine Kolleginnen und Kollegen gute Interview- und Schreibfähigkeiten. An meinem Stand fördere ich ihre Soft Skills, indem ich sie beim Entwurf eines aussagekräftigen Lebenslaufs unterstütze und sie in der Vorbereitung für Job-Interviews berate.
  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?
    Mein Job trägt systematisch zur Entwicklung der Raumfahrtindustrie und der Forschung bei, indem ich die richtige Person für den Job auswähle. Ich bringe sie dorthin, wo sie den wertvollsten Beitrag leisten kann. Auf einer individuelleren Ebene biete ich Chancen, neue Perspektiven, eine neue Herausforderung, manchmal ein neues Land, persönliche Entwicklung und Zugang zu einigen der besten Projekte der Raumfahrtindustrie.
  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt?
    Im Bereich der Personalbeschaffung wurde viel über Roboter-Recruiter und die automatisierte Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten gesprochen, dank der Big Data Fortschritte. Für diejenigen, die nicht mit dem Recruiting-Geschäft vertraut sind, geht die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten oft in zwei entgegengesetzte Richtungen: Entweder erhält man eine Flut von Bewerbungen, die für eine Stelle überprüft werden müssen (zum Beispiel: Juniorpositionen, "coole" Jobs in "coolen" Branchen, Jobs mit geringer Spezialisierung...) oder man muss die hartnäckige Suche nach Super-Spezialist/innen in einem Nischenbereich vornehmen - der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen (und das ist eher der Fall in der Raumfahrtindustrie).

    Verfechter/innen von Big Data sagen uns immer wieder, dass dies unser Leben vereinfachen könne, indem unsere Arbeit technisiert wird. Jetzt würde uns der gesunde Menschenverstand sagen: "Mehr Technologie bedeutet Fortschritt". Und doch glaube ich, dass der wirkliche Fortschritt darin besteht, den menschlichen Faktor bei der Rekrutierung aufrecht zu erhalten. Wir dürfen nicht vergessen, dass ein Lebenslauf nicht nur ein Papier mit aufgedruckten Wörtern ist, sondern die Darstellung der Karriere und der Bestrebungen, Leistungen und Interessen einer Person. Das sollten wir respektieren. Der große Fortschritt in der Rekrutierung wird abgeschlossen sein, wenn die Unternehmen aufhören, die Kandidat/innen endlose Formulare mit Fragen über persönliche Daten ausfüllen zu lassen. Viele dieser Informationen sind meines Erachtens völlig unnötig, um zu beurteilen, ob jemand die Fähigkeiten für den Job hat oder nicht.
  • Verraten sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Methode?
    Professionelle Social Media Plattformen wie LinkedIn und Xing sind unentbehrlich geworden, um mit einem viel größeren Publikum von potentiellen Kandidat/innen in Kontakt zu treten. Und doch ist der gute alte Lebenslauf immer noch das wichtigste Werkzeug, da er die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse viel besser beschreibt.
  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?
    Ich lebte bereits einige Jahre in Mailand, als mein Partner und ich eine neue Herausforderung suchten. Wir waren uns einig, dass derjenige, der das beste Angebot erhält, den anderen mitnimmt. Er hat eine gute Position in Bremen bekommen, und hier sind wir.
  • Was schätzen Sie am Wissenschafts- und Raumfahrtstandort Bremen? Was hält Sie hier?
    Hier in Bremen gibt es neben zwei großen Akteuren der europäischen Raumfahrtindustrie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), drei Universitäten mit Forschungszentren, eine große Vielfalt von Akteuren und eine gute Vernetzung untereinander.

    Bremen ist gemütlich und ermöglicht einen sehr entspannten Lebensstil und eine hohe Lebensqualität. Bremen bietet großstädtisches Flair ohne die Weite einer Metropole und es ist immer etwas los.
  • Fehlt Ihnen etwas?
    Die Sonne! Dieses Jahr haben wir viel Glück mit dem Wetter, aber die Hauptfarbe des Himmels hier ist dunkelgrau. Was mir persönlich und beruflich fehlt, sind bessere Flugverbindungen zu den Großstädten in Südeuropa, über die touristischen Destinationen hinaus. Es geht vielmehr auch darum, Metropolregionen miteinander zu verbinden, und nicht nur Urlaubsorte anzusteuern. Jedes Mal wenn ich nach Hause (Rom) fliegen möchte, ist es schwierig eine direkte Verbindung zu finden. Ich verbringe leider viel zu viel Zeit damit, auf Anschlussflüge zu warten. Die mangelnden Verbindungen sind auch einer der Gründe, warum es so schwierig ist, hochqualifizierte Fachkräfte aus Italien, Spanien, Griechenland oder Frankreich für die Bremer Raumfahrtindustrie und -forschung zu gewinnen. Das ist wirklich schade!
  • Die Wege in Bremen sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?
    Die Straßenbahn ist meine beste Freundin! Ansonsten laufe ich gerne zu Fuß umher.
  • Wenn Sie die Raumfahrtbranche in Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?
    Am ehesten fällt mir die Ameise ein. Sie ist klein, aber sehr, sehr stark. Zusammen in ihrem Staat arbeiten alle an einem gemeinsamen Ziel. Das lässt sich wunderbar auf den Stadtstaat Bremen und seine vielen fleißigen Raumfahrtakteure übertragen.
  • Was war die größte Herausforderung Ihrer beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?
    Ich musste lernen, Grenzen zu setzen und auch einmal "Nein" zu sagen. Dies ist in meiner Rolle als Personalvermittlerin umso wichtiger, da fast jede/r Kandidat/in glaubt der/die Beste für die Stelle zu sein. Selten verstehen Kandidat/innen, dass sie Mitbewerber/innen haben oder der/die einstellende Manager/in eine andere Vorstellung hat. Also helfe ich, wenn ich kann und wenn nicht helfen kann, dann sage ich das auch.

    Über das Deutschlernen will ich mich nicht äußern: Jeder Ausländer weiß, what a pain it is!
  • Welche stehen Ihnen noch bevor?
    Langfristig gesehen wünsche ich mir, in weiteren Bereichen des Personalwesens aktiv zu werden. Über die Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Eintrittsphase in ein neues Unternehmen hinaus, möchte ich innovative Projekte und Prozesse entwickeln, welche das Arbeitsumfeld verbessern und gleichzeitig das Leistungsspektrum jeder/s Einzelnen fördern.
  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?
    Organisation, Management, Kontrolle. Für meine Arbeit muss ich den Überblick behalten, daher brauche ich Ziele und schaffe mir passende Strukturen. Wenn die Organisationsstrukturen vorhanden sind, geht es um Informations- und Beziehungsmanagement. Die Prozesse müssen immer wieder überprüft und gegebenenfalls angepasst werden, um die Qualität zu steigern. Im Falle einer Anpassung organisiere ich um und starte von vorn.
  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?
    Der größte Fehler war, einen Job anzunehmen, bei dem ich mir nicht sicher war, ob er wirklich zu mir passt. Ich ließ mich von der großen Unternehmensmarke blenden, aber leider war ich unglücklich. Der Rat, den ich meinen Kandidat/iInnen heute gebe, ist Stellenangebote einzeln zu betrachten und nicht miteinander zu vergleichen. Diese Fragen sind dafür wichtig: Können Sie sich vorstellen, diese Arbeit für die nächsten 5 Jahre zu machen? Fühlen Sie sich wohl mit all den Veränderungen, die diese neue Herausforderung mit sich bringt? Wenn die Antwort ein klares "JA!" ist, sollten die Kandidat/innen das Angebot annehmen. Wenn Zweifel bestehen, dann lassen Sie es.
  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?
    Wenn ich im Fitnessstudio auf dem Laufband renne und den Boxsack trete, im Park spazieren gehe, mit meinem Partner eine dumme Fernsehserie gucke und wenn ich nach Hause fliege.
  • Der/Die nächste Nachwuchswissenschaftler/in (oder Raumfahrtexperte) zieht nach Bremen. Was würden Sie ihm/ihr raten, wo er/sie wohnen und abends weggehen soll?
    Es gibt zu viele schöne Stadtteile in Bremen, da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ich würde vorschlagen, eine Liste zu erstellen, ein BSAG-2-Tage-Ticket zu kaufen, einen leichten Rucksack zu packen und loszufahren. Am Ende dieser zwei Tage wünsche ich ihnen einen sonnigen Abend an der Weser, nach einem ersten Tag an der Schlachte und einem zweiten Tag in der Überseestadt.
  • Mit wem würden Sie ihn/sie hier in Bremen bekannt machen wollen?
    Mit dem Rhododendronpark. Bremen ist eine sehr grüne Stadt, im Rhododendronpark ist es bunt.
  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einem Bremer oder einer Bremerin tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?
    Für einen Tag würde ich gerne eine Sprecherin von Radio Bremen sein, die Stimme der Stadt sein, den Zuhörerenden Gesellschaft leisten und sie informieren. Ich weiß nicht, ob die Sprecher/innen wissen, wie groß ihr Einfluss bei der Integration von Ausländer/innen hier in Bremen ist. Sie sind diejenigen, denen wir zuhören, um Deutsch zu lernen, indem wir einfach mit Kopfhörern durch die Stadt gehen. Wenn wir Deutsch verstehen, bleiben sie mit Nachrichten und Unterhaltung präsent. Daumen hoch!
Elisa Manfreda

© WFB/Ginter

Elisa Manfreda

Fachbereich / Forschungsfeld / Tätigkeitsbereich
Human Resources

Aktuelle Position / Funktion
International Senior Recruiter bei HE Space Operations GmbH (2018)

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt
Suche und Auswahl der besten Bewerber*innen für Stellen in der europaweiten Raumfahrtbranche

Familienstand
In einer Partnerschaft

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