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Wissenschaft persönlich: Dr. Marco Scharringhausen

Dr. Marco Scharringhausen
Wissenschaftler am DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen

© WFB/Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im Juli 2016 stand uns Dr. Marco Scharringhausen Rede und Antwort. Er arbeitet in der Abteilung Explorations- und Landetechnologie des DLR-Instituts für Raumfahrtsysteme und erforscht den Weltraum.

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären?
    Es gab keine Alternative, ich wollte immer forschen und Neues herausfinden.
  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?
    Ich freue mich, wenn eine Landung auf einem fremden Himmelskörper geglückt ist - egal, welche Nation das geschafft hat. Ich freue mich, wenn ein Studierender ihre/seine Abschlussarbeit erfolgreich zu Ende bringt. Und ich freue mich, wenn ein von mir geschriebenes Computermodell nach zwei oder drei Wochen Laufzeit schöne Ergebnisse hervorbringt!
  • Wie sähe Ihr Stand auf dem Freimarkt aus, wenn Sie den Besucherinnen und Besuchern Ihre Arbeit erklären sollten?
    Wie eine Geisterbahn! Ich würde unser Sonnensystem als Ganzes darstellen wollen, denn bei der Erforschung des Weltraumes kann man die Planeten und alles Andere nicht isoliert betrachten. Also würden überall Kugeln in allen Größen und Farben herumhängen, die alle acht Planeten darstellen, alles weltraumschwarz, damit die Farben der Planeten im Licht der Sonne(nlampe) auch gut zur Geltung kommen.
  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?
    Wissenschaft darf nicht in Hinsicht auf monetären oder technischen „Nutzen“ bewertet werden. Viele wissenschaftliche Ergebnisse waren zur Zeit ihrer Entstehung Denken im Elfenbeinturm und haben sich im Nachhinein (unter Umständen Jahrzehnte später) als Lösung eines technologischen Problems herausgestellt. Wir betreiben Erkundung des Weltraumes, um auch etwas über die Entstehung und die Prozesse unserer Erde zu lernen. Ein Beispiel: Aus dem Vergleich verschiedener planetarer Atmosphären lernen wir etwas über die Vorgänge in der Erdatmosphäre und damit auch über den Klimawandel.
  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Forschung von Fortschritt? Womit retten Sie die Welt?
    Wir retten die Welt nicht, wir sind ja keine Superhelden! Fortschritt ist für mich alles zwischen einer erfolgreichen Landung auf dem Mars und dem erfolgreichen Abschluss einer Master-/Bachelor- oder auch Studienarbeit, in der ein interessantes Konzept für ein Raumfahrzeug der Zukunft entwickelt wurde.
  • Verraten Sie uns Ihr liebstes Forschungsinstrument?
    Mein dickes schwarzes Notizbuch und ein Bleistift. Es gibt nichts Spannenderes als Gedanken nur mit Stift und Papier zu entwickeln. Alle Computer und Software sind letztendlich nur Krücken.
  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Woher kamen Sie?
    Ich bin gebürtig aus Weyhe bei Bremen, habe Mathematik auf Diplom in Oldenburg und Osnabrück studiert und wollte dann etwas mit angewandter Mathematik machen. Durch Zufall habe ich eine Stelle an der Bremer Uni gefunden, am Institut für Umweltphysik. Es ging um die Auswertung von Satellitendaten. Nach der Promotion wollte ich gerne in die Raumfahrtforschung und wieder durch Zufall wurde genau in dem Jahr (2007) unser Institut gegründet.
  • Was schätzen Sie am Wissenschaftsstandort Bremen/Bremerhaven? Was hält Sie hier?
    Die große Gemeinschaft der Raumfahrtforschung mit verschiedenen Unternehmen und Institutionen und die enge Vernetzung des DLR mit der Bremer Uni.
  • Fehlt Ihnen etwas?
    Die Nordsee könnte ein paar Kilometer näher sein.
  • Die Wege in Bremen sind kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?
    Mit Bus, Bahn und meiner Vespa.
  • Mit welchem Tier würden Sie die Bremer Wissenschaftsszene vergleichen?
    Irgendeines, das lange mit wenig Wasser und Nahrung auskommen kann. Das Kamel beispielsweise.
  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn?
    Meine Doktorarbeit, ganz klar. Sich über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren an einem eng eingegrenzten Problem festzubeißen mit allen Rückschlägen und Neuanfängen, war eine tolle Erfahrung.
  • Welche stehen Ihnen noch bevor?
    Mal schauen, welche interessanten Fragestellungen sich noch auftun. Das weiß man nie im Voraus. Was ich heute mache, habe ich ja auch nie geplant oder vorausgesehen oder auch nur geahnt.
  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?
    Im Durchschnitt führt eine von sieben oder acht Ideen, die ich habe, zum Ziel bzw. lässt mich überhaupt erst einen Schritt voran machen. Das rufe ich mir immer ins Gedächtnis, wenn es mal wieder nicht vorangeht. Einen klugen Spruch habe ich gerade nicht parat.
  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?
    Wie gesagt, ich „scheitere“ praktisch jeden Tag an einem Problem, aber an manchen Tagen geht es eben auch voran! Das gehört dazu.
  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?
    Beim Spielen mit meiner kleinen Tochter. Der ist meine Arbeit nun wirklich ganz egal. Sie beginnt gerade mit dem Laufen, eine tolle Zeit!
  • Der nächste Nachwuchswissenschaftler zieht nach Bremen. Wo sollte er wohnen und mal hingehen?
    In Wesernähe wohnen! Abends ins "Loft" am Bahnhof, am Wochenende in die Wümmewiesen und ins Blockland.
Dr. Marco Scharringhausen

© WFB/Ginter

Steckbrief: Dr. Marco Scharringhausen

Geburtsjahr

1980

Fachbereich / Forschungsfeld

Erforschung des Weltraumes

Aktuelle Position / Funktion

Wissenschaftler, Abteilung Exploratios- und Landetechnologie, beim DLR Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt

Simulation von Planetenoberflächen, Astroiden & Kometen

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