© WFB/Jonas Ginter
Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen – und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.
Im November 2021 steht uns Prof. Dr. Bernd Stecker, Professor an der Hochschule Bremen im Internationalen Studiengang Angewandte Freizeitwissenschaft, Rede und Antwort. Neben seiner Tätigkeit als Professor an der Hochschule ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Waldnationalparks Eifel. Welche Momente in seinem Beruf bei ihm Begeisterung auslösen und warum er gerne mal für einen Tag das Leben mit dem Direktor des Bürgerparks tauschen würde, erfahrt ihr hier im Interview:
Förster!
Nach einem abgeschlossenen Hochschulstudium der Forstwissenschaft (Diplom) sowie der Forstwirtschaft in den Tropen und Subtropen (M.Sc.) war ich zunächst als Förster tätig. Das wäre wohl auch so geblieben, hätte ich nicht als Mitarbeiter eines Waldprojektes der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GiZ) in Malaysia an der Universität Hamburg die Chance bekommen, im Rahmen einer Promotion wissenschaftlich zu untersuchen, welchen Beitrag der Ökotourismus zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung tropischer Regenwälder leisten kann. Diese Arbeit empfand ich als sehr faszinierend und erfüllend, sodass ich danach im Wissenschaftsbereich geblieben bin.
Wenn ich das Interesse, Engagement und den Lernerfolg mancher Studierenden sehe. Große Freude und Zufriedenheit empfinde ich auch, wenn sich Absolventen bei mir melden und mit Begeisterung von ihrer beruflichen Karriere berichten und was sie dafür in ihrem Studium aus meinen Seminaren zum Nachhaltigkeits- und Klimawandeldiskurs mitgenommen haben.
Exponate oder Bildplakate aus dem Bereich der Freizeit- und Tourismuswirtschaft, auf denen jeweils nachhaltige und eher nicht-nachhaltige Situationen dargestellt sind. Auf diese Weise könnte ich mit den Besuchern diskutieren, wie sie ihre Freizeitaktivitäten oder ihre Urlaubsreise möglichst klima-, umwelt- und sozialverträglich gestalten können.
Nachhaltigkeit ist die Leitidee für eine zukunftsfähige Entwicklung im 21. Jahrhundert. Vor allem in den Industrieländern kommt auch dem Freizeitsektor in der Diskussion um die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung eine Schlüsselrolle zu, da er für die Lebensqualität von immenser Bedeutung ist. In der Freizeit kristallisieren sich Konsummuster als mehr oder weniger nachhaltige Lebensstile besonders deutlich heraus. Zudem bietet die Freizeit einen Interaktionsraum zum Ausprobieren einer neuen Zeitkultur der Muße und Entschleunigung. Sie kann somit auch einen nicht unerheblichen Beitrag zur Entfaltung nachhaltiger Entwicklungsprozesse leisten.
Ich rette sicherlich nicht die Welt. Aber ich trage durch meine Lehre und Forschung dazu bei, Denkanstöße für eine zukunftsfähige Entwicklung der Gesellschaft im Allgemeinen zu geben sowie durch anwendungsorientierte Projekte Ideen und Vorbilder für die Förderung eines nachhaltigen und klimaschonenden Freizeitsektors im speziellen aufzuzeigen.
Am liebsten arbeite ich in der Feldforschung, meistens mit einem Mix aus quantitativen (Umfragen) und qualitativen Methoden (Experteninterviews, Beobachtungen) z.B. im Rahmen der Erfassung und Beurteilung einer nachhaltigen Entwicklung in touristischen Zielgebieten.
Im Jahr 2001 die Annahme des Rufes auf die Professur an der Hochschule Bremen; davor war ich bereits drei Jahre lang als wissenschaftlicher Angestellter in der Lehre an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (Land Brandenburg) tätig.
Die kurzen Wege und die internationale Ausrichtung! Die kurzen Wege sind einfach genial in Bremen und das sowohl räumlich - fast alles kann zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt werden - als auch beruflich, da wichtige Ansprechpartner*innen in allen Bereichen schnell erreichbar sind. Für einen Wissenschaftler im Hochschulbereich ist das eine sehr komfortable Konstellation. Und hinsichtlich der Internationalität ist unsere Hochschule mit mehr als 380 Kooperationsverträgen mit Partnerhochschulen in aller Welt deutschlandweit Vorreiter. Dadurch können nicht nur die Studierenden tolle interkulturelle Erfahrungen sammeln, sondern auch wir als Wissenschaftler Lehre und Forschung im internationalen Kontext betreiben.
Mein Herzensthema Nachhaltigkeit fordert geradezu mehr Interdisziplinarität in der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen in der Hochschule aber auch mit Institutionen und Unternehmen von außerhalb. Trotz einiger guter Ansätze, besteht hier m.E. noch viel Luft nach oben. Das betrifft nicht zuletzt auch die unzureichende finanzielle Ausstattung der Hochschulen.
Ganz überwiegend zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Bei extremen Schmuddelwetter geht’s auch mal mit Bus und Straßenbahn.
Da würde ich mich an den Bremer Stadtmusikanten orientieren und somit gleich an vier Tiere, die ja eindrucksvoll gezeigt haben, dass man als interdisziplinäres Team wohl am besten vorankommt.
Nach gerade abgeschlossener Promotion sogleich in verantwortlicher Position einen innovativen, englischsprachigen Bachelor-Studiengang (International Forest Ecosystem Management) an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) zu konzipieren, aufzubauen und mit dem Fakultätskollegium umzusetzen.
Als Wissenschaftler sehe ich mich jederzeit herausgefordert und versuche diesem Anspruch auch gerecht zu werden.
Man wächst mit den Aufgaben, die man sich stellt!
Meine zunächst unbefriedigenden Versuche, die Komplexität der Nachhaltigkeit mit ihren vielfältigen Wechselwirkungen und Rückkopplungen zwischen den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziokultur verständlich rüberzubringen. Daraus habe ich gelernt, die Dinge so einfach und klar wie möglich darzustellen. Ich stellte fest, dass immer da, wo mir das nicht gelang, ich eigentlich selbst noch mein Wissen vertiefen bzw. besser sortieren musste.
Beim Bogenschießen, auf langen Waldspaziergängen, bei einer Fahrradtour rund um den Werdersee, in der Sauna oder beim Schwimmen.
Da fallen mir spontan zunächst das Viertel und die Neustadt ein. Im Viertel habe ich die ersten drei Jahre in Bremen gewohnt. Die Zeit ist mir in guter Erinnerung geblieben. Nun wohne ich schon mehr als 10 Jahre in der Neustadt, in der sich gerade in den letzten Jahren eine bunte und abwechslungsreiche Kultur- und Kneipenszene etabliert hat. Aber es gibt viele schöne Ecken mit einer erstaunlichen Vielfalt in dieser Stadt. Da ist für jeden etwas dabei.
Mit einem guten Freund, der alteingesessener Bremer ist und einen vielseitigen Blick auf Bremen und umzu hat.
Als ausgebildeter Förster würde ich gern mal in die Rolle des Direktors von Bürgerpark und Stadtwald schlüpfen, um spannende Einsichten darüber zu bekommen, wie vielfältig, aber auch konfliktreich die Aufgaben zur Erhaltung und Pflege eines artenreichen und gesunden Baumbestandes inmitten einer Großstadt sind.
Nach langer Zeit an der Hochschule Bremen, in der er viel in Bewegung gesetzt hat, zieht Bernd Stecker sich im nächsten Jahr aus dem aktiven Dienst zurück, wird aber der Lehre noch einige Zeit treu bleiben. Er ist einer der Vorreiter im Bereich der Nachhaltigkeit in Freizeit und Tourismus und ein wichtiger Begleiter und Ratgeber für seine Studierenden. Wir wünschen Herrn Prof. Dr. Bernd Stecker alles Gute!
© WFB/Jonas Ginter
Geburtsjahr
1959
Fachbereich / Forschungsfeld
Fakultät Gesellschaftswissenschaften / Ökologie und nachhaltige Entwicklung; Natur-und Schutzgebietstourismus
Aktuelle Position / Funktion
Professor an der Hochschule Bremen im Internationalen Studiengang Angewandte Freizeitwissenschaft / Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Waldnationalparks Eifel (NRW)
Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt
Nachhaltigkeitsbilanzierung im Tourismus; Evaluation von Besucherlenkungsmaßnahmen in Großschutzgebieten
Familienstand
ledig
an der Hochschule Bremen
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