Wissenschaft persönlich: Dr. Regina Müller

Frau sitzt an einem Tisch mit Büchern in der Universitätsbibliothek Bremen
Dr. Regina Müller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Postdoc) in der Angewandten Philosophie an der Universität Bremen. Sie forscht und lehrt in den Bereichen der angewandten Ethik, Digitalethik, Medizinethik sowie zu den Themen Gerechtigkeit und feministischer Theorie.

© WFB/Jan Rathke

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im April 2024 stand uns Dr.in Regina Müller, Postdoc an der Universität Bremen, Rede und Antwort. Sie forscht und lehrt zu ethischen Fragen der Digitalisierung und aktuellen Fragen der Medizinethik sowie zu Gerechtigkeitsfragen. Welche Momente Frau Dr.in Regina Müller an ihrer Arbeit begeistern, warum sie die Bremer Wissenschaftsszene mit einem lebhaften Ameisenhaufen vergleichen würde und welche Herausforderungen es ihrer Meinung nach in einer wissenschaftlichen Laufbahn gibt, verrät sie jetzt:

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären?

Tänzerin! Meine Freizeit verbringe ich unglaublich gerne mit Swing Tänzen wie Balboa, Lindy Hop, Charleston oder Blues. Rhythmus, Improvisation und schnelle Füße sind für mich ein sehr guter Ausgleich zum Arbeiten am Schreibtisch.

  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?

Das sind Momente, in denen ich selbstständig und aus eigenen Ideen heraus tätig bin. Zum Beispiel, wenn ich eigene Forschungsfragen entwickle, Projekte entwerfe oder neue Forschungsvorhaben initiiere. Besonders erfüllend sind solche Momente auch in der Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftler*innen. Wenn Ideen gemeinsam konzipiert und vorangebracht werden, kann das sehr viel Spaß machen.

  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besucher:innen erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?

Es wäre wohl eine Achterbahn: eine abenteuerliche Fahrt durch den Dschungel digitaler Technologien, durch unterschiedliche digitale Räume und vorbei an unterschiedlichen Szenarien, die beispielsweise das Gesundheitswesen oder verschiedene Wissensbereiche repräsentieren. Die Besucher*innen würden auf ihrer Fahrt ethischen Fragen begegnen und wären an Kreuzungen aufgefordert, entsprechende Entscheidungen zu treffen.

  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?

Digitale Technologien haben mittlerweile einen erheblichen Einfluss auf unsere Leben und unseren Alltag. Dabei bringen sie nicht nur positive Aspekte mit sich, sondern können zum Beispiel Ungerechtigkeiten, die in der analogen Welt bereits existieren, in das Digitale übertragen oder sogar verstärken. Um (digitalen) Ungerechtigkeiten entgegenwirken zu können, benötigen wir normativ-ethische Forschung. Die Forschung unterstützt uns dabei, Ungerechtigkeiten zu identifizieren, zu analysieren und präzise zu benennen. Das ist wichtig, denn erst wenn wir Ungerechtigkeiten verstehen und benennen können, können wir auch geeignete Maßnahmen dagegen ergreifen.

  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?

Als Wissenschaftlerin trage ich dazu bei, Debatten zu beeinflussen, sowohl in als auch außerhalb der Forschung. Als Philosophin beziehungsweise Ethikerin sehe ich meine Aufgabe insbesondere darin, aktuelle gesellschaftliche Themen, wie zum Beispiel die Digitalisierung, kritisch zu hinterfragen. Ein Anliegen meiner Forschung ist es, gesellschaftliche Debatten sorgfältig zu strukturieren und dafür argumentative sowie normative Werkzeuge bereitzustellen.

  • Verraten Sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?

Meinen Kopf. Und mein Notizbuch.

  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?

Ich habe vorher in sehr spannenden medizinethischen Projekten an den Universitäten Tübingen, Greifswald und Aachen gearbeitet. Der Wechsel an die Universität Bremen markiert für mich eine Rückkehr zu meiner ursprünglichen Disziplin, der Philosophie.

  • Was schätzen Sie am Land Bremen als Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?

Bei meiner Arbeit an der Universität Bremen schätze ich vor allem die Kolleg*innen. Sie alle sind sehr aufgeschlossen, interessiert und motiviert.

  • Fehlt Ihnen etwas?

Tatsächlich nicht. An das Wetter habe ich mich auch schon gewöhnt.

  • Die Wege in Bremen und Bremerhaven sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?

Am liebsten mit meinem Fahrrad und Rückenwind.

  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?

Die Wissenschaftsgemeinschaft in Bremen gleicht für mich einem lebhaften Ameisenhaufen. Alle sind stets in Bewegung, engagiert, arbeiten zusammen und bilden ein großes Ganzes. Es macht Spaß, einen eigenen Beitrag dazu zu leisten.

  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?

Die größte Herausforderung in meiner wissenschaftlichen Laufbahn sehe ich darin, stets auf dem neuesten Stand zu sein und sehr unterschiedliche Tätigkeiten aus Forschung und Lehre unter einen Hut zu bekommen. Publizieren, Vorträge halten, Anträge entwickeln, Seminare geben, Meetings organisieren, sich vernetzen und Wissenschaft nach außen zu kommunizieren, das alles sind Aufgaben, welche das wissenschaftliche Arbeiten sehr vielseitig machen. Es wird einem nie langweilig, aber es ist immer auch eine Herausforderung den Überblick zu behalten und die richtige Balance zwischen den vielfältigen Aufgaben zu finden.

  • Welche stehen Ihnen noch bevor?

Hoffentlich viele! Herausforderungen sind schließlich Möglichkeiten, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Mein langfristiges Ziel ist es, Professorin zu werden. Dies erfordert zum Beispiel eine Habilitation, die Umsetzung eigener Forschungsvorhaben und die Leitung von Forschungsgruppen.

  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?

Ich schätze Strukturen, denn sie helfen mir, auch in anstrengenden Zeiten den Überblick zu behalten. Ich habe immer eine „To do-Liste“ bei mir, die mir sagt, was der nächste Schritt ist. Selbst unerwartete Dinge halte ich in einer "Tadaaaa-Liste" fest. Für mich ist es außerdem sehr wichtig, nach der Arbeit etwas zu tun, was im Kontrast zu meiner wissenschaftlichen Arbeit steht. Das können körperliche oder soziale Aktivitäten sein, wie Sport.

  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?

Aus diversen Absagen. Absagen bezüglich Stellen, Anträgen und Publikationen sind ein wesentlicher Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens und Rückmeldungen dazu wertvoll, denn sie helfen, zum Beispiel eingereichte und abgelehnte Anträge zu verbessern.

  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?

Durch Tanzen: dabei verfliegen die Gedanken ganz von allein.

  • Die nächsten Nachwuchswissenschaftler:innen ziehen nach Bremen. Was würden Sie ihnen raten, wo man wohnen und abends weggehen soll?

Das hängt natürlich von der Person ab. Wenn jemand gerne Trubel und viele Menschen um sich hat, würde ich eine Wohnung im Viertel empfehlen. Hier finden sich viele Restaurants, kleine Läden, Cafés und Kneipen – für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Frau steht vor einer Glastür der Universität Bremen

© WFB/Jan Rathke

Fachbereich / Forschungsfeld

Philosophie, Angewandte Ethik, Digitalethik, Medizinethik, Gerechtigkeit, Feministische Theorie

Aktuelle Position / Funktion

Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Postdoc)

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt

Forschung und Lehre zu ethischen Fragen der Digitalisierung, aktuellen Fragen der Medizinethik, sowie Gerechtigkeitsfragen

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