Wissenschaft persönlich: Prof. Dr. Rainer Hartmann

Prof. Dr. Rainer Hartmann an der Hochschule Bremen
Prof. Dr. Rainer Hartmann ist Professor für Marketing und Management in Freizeit und Tourismus sowie Studiengangsleiter für den Masterstudiengang „Internationaler Studiengang nachhaltige Freizeit- und Tourismusentwicklung" (Master of Arts) an der Hochschule Bremen. Dort ist er zusätzlich als Prodekan der Fakultät 3 tätig.

© Jonas Ginter/ WFB

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im Januar stand uns Prof. Dr. Rainer Hartmann, Studiengangsleiter des Masterstudienganges „Internationaler Studiengang nachhaltige Freizeit- und Tourismusentwicklung" und Prodekan der Fakultät 3 der Hochschule Bremen, Rede und Antwort. Der Schwerpunkt seiner Tourismusforschung liegt unter anderem auf Regionalstudien zum nachhaltigen Tourismus, Tourismus in Afrika sowie Stadtmarketing und Städtetourismus. Was Herrn Prof. Dr. Hartmann nach 18 Jahren wieder nach Bremen geführt hat, was er am Land Bremen als Wissenschaftsstandort schätzt und was ihm fehlt, erfahrt ihr hier im Interview:

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären?

Ich liebe es zu reisen und neue Orte zu erkunden. Als „staatlich geprüfter Orientierungsläufer“ (Staatsexamen für Lehramt an Gymnasien in Geographie und Sportwissenschaft) wäre ich Lehrer geworden oder ich hätte aus meiner Passion einen Beruf gemacht: Reiseveranstalter für kleine, aber feine Reisen in wenig erschlossene Reiseziele.

  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?

Wenn ich merke, dass der Funke überspringt und die Studierenden meine Begeisterung mittragen. Oder wenn mir Absolvent*innen berichten, dass sie einen erfüllenden Job gefunden und unsere Unterstützung an der Hochschule als hilfreich dafür empfunden haben. In der Forschung freue ich mich über die Freiheit, mich mit Fragestellungen beschäftigen zu dürfen, die mich persönlich begeistern.

  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besucher:innen erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?

Da ich keine tangiblen Objekte erzeuge, muss ich mit viel Begeisterung darstellen woran ich arbeite. Das würde ich mit großformatigen Bildern und Postern sowie Filmmaterial illustrieren und möglichst auch involvierte Menschen zu Wort kommen lassen, die als Akteure den Tourismus dort gestalten, wo ich gerade arbeite.

  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?

Tourismus und Freizeitgestaltung sind wichtige Bausteine für die Lebensqualität in unserer Gesellschaft. Mit der Erarbeitung nachhaltiger Konzepte für den Tourismus werden positive wirtschaftliche und soziale Effekte für die Zielregionen erzeugt, z. B. gute Einkommen und gerechte Arbeitsplätze für die Bevölkerung, Wohlstand und Armutsminderung, positive Sekundäreffekte für Zulieferer von Hotels, Restaurants etc.

  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?

Der Tourismus muss global betrachtet deutlich nachhaltiger werden, um vor allem den Ausstoß von CO² und anderen klimaschädlichen Gasen zu reduzieren. Zudem geht es darum, Müll zu vermeiden, den Flächenverbrauch zu vermindern, negative Eingriffe in natürliche Ökosysteme zu vermeiden u. v. m. Der Tourismus wird die Welt nicht retten, kann aber einen spürbaren Beitrag leisten, sie für viele Menschen lebenswerter zu machen.

  • Verraten Sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?

In den Sozialwissenschaften sind das Interview und die Beobachtung die wichtigsten Methoden, um neue Informationen zu gewinnen. Am interessantesten ist es, verschiedene Methoden miteinander zu kombinieren (Triangulation).

  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?

Die Berufung auf die Professur an der Hochschule Bremen 2005 war aus meiner Sicht ein Volltreffer. Das gefragte Spektrum passte ideal zu meinen fachlichen Kompetenzen. Räumlich schloss sich ein Kreis, der sich 18 Jahre zuvor geöffnet hatte: Nach dem Abitur in Syke erkundete ich von Bassum aus Deutschland und die Welt, lebte in Heidelberg, Nürnberg, Asmara/Eritrea, Hamburg, Lübeck und Dortmund, um wieder dort anzukommen, wo ich schon einen Teil meiner Jugend verbrachte, am Neustadtswall in Bremen.

  • Was schätzen Sie am Land Bremen als Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?

Bremen ist eine Stadt der kurzen Wege und ein Ort intensiver Vernetzung. Man begegnet sich hier schneller und öfter als an anderen Standorten. Zudem weiß ich die Internationalität der Hochschule sehr zu schätzen. Die Verweildauer der meisten Kolleg*innen ist sehr lang, das schweißt zusammen.

  • Fehlt Ihnen etwas?

Nun ja, Bremen ist nicht gerade dafür bekannt, finanziell besonders gut aufgestellt zu sein. Ich wünschte mir schon einen größeren Verfügungsrahmen der Hochschule und damit auch der Kolleg*innen, um bessere Bedingungen in Forschung und Lehre sowie eine zufriedenstellende Personalabdeckung zu erhalten.

  • Die Wege in Bremen und Bremerhaven sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?

Bevorzugt mit ÖPNV oder zu Fuß.

  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?

Ein Chamäleon, es ist vielgestaltig und anpassungsfähig.

  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?

Der Weg aus der Akademie (Universität) in die Praxis. Ich musste unter Beweis stellen, dass ich nicht nur reden und schreiben, sondern auch komplexe soziale Systeme moderieren und steuern kann (Unternehmensberatung).

  • Welche stehen Ihnen noch bevor?

Mich immer wieder neu zu erfinden und neugierig auf die Welt zu bleiben.

  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?

Authentizität + Begeisterung für die spannenden und herausfordernden Aufgaben = Zufriedenheit.

  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?

Wie war das noch? „Ich bin nicht gescheitert - ich habe 10.000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben“ (T. A. Edison)

  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?

Zeit mit Familie und Freunden verbringen – Sport treiben (Rennrad, Laufen, Schwimmen, Fußball …) und in Bewegung sein.

  • Die nächsten Nachwuchswissenschaftler:innen ziehen nach Bremen. Was würden Sie ihnen raten, wo man wohnen und abends weggehen soll?

Das Viertel ist natürlich am belebtesten, aber auch die Neustadt hat interessante Ecken.

  • Mit wem würden Sie diese Wissenschaftler:innen hier in Bremen oder Bremerhaven bekannt machen wollen?

Mit anderen Wissenschaftler*innen aller Couleur.

  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einer Bremer oder Bremerhavener Persönlichkeit tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?

Ich würde gerne als Wilhelm Wagenfeld in die 1920er Jahre und das Bauhaus eintauchen.

Portrait Prof. Dr. Rainer Hartmann an der Hochschule Bremen

© Jonas Ginter/ WFB

Geburtsjahr

1966

Fachbereich / Forschungsfeld

Tourismusforschung

Aktuelle Position / Funktion

Prodekan der Fakultät 3 (Hochschule Bremen), Studiengangsleiter "Internationaler Studiengang nachhaltige Freizeit- und Tourismusentwicklung" (Master of Arts)

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt

Professor für Marketing und Management in Freizeit und Tourismus - Regionalstudien zum nachhaltigen Tourismus (in Europa, Asien und Afrika), Tourismus in Afrika, Stadtmarketing und Städtetourismus, Kulturtourismus, Tourismusgeographie

Familienstand

geschieden, zwei Kinder

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