Wissenschaft persönlich: Prof. Dr. Lothar Probst

Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch und liest eine Broschüre
Prof. Dr. Lothar Probst engagiert sich im Hannah Arendt Verein für politisches Denken und forscht außerdem im Bereich "Regieren und Politik in Bremen". Während seiner Zeit an der Universität Bremen war er wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Interkulturelle und Internationale Studien sowie Leiter des Arbeitsbereich Wahlen und Parteien am Institut für Politikwissenschaft.

© WFB/Jan Rathke

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im November stand uns Prof. Dr. Lothar Probst Rede und Antwort: Vor seiner Pensionierung war er wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Interkulturelle und Internationale Studien sowie Leiter des Arbeitsbereich Wahlen und Parteien am Institut für Politikwissenschaft. Heute engagiert er sich beim Hannah Arendt Institut für politisches Denken und führt außerdem seine Forschung im Bereich "Regieren und Politik in Bremen" fort. Warum er die Bremer Wissenschaftsszene mit einer Antilope vergleichen würde, verrät er bei „Wissenschaft persönlich":

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler bzw. Wissenschaftskommunikator geworden wären?

Politischer Journalist

  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?

Dass ich immer wieder etwas Neues lernen konnte. Der intensive Austausch mit Studierenden und das Interesse der Öffentlichkeit an meiner Forschung.

  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besucher:innen erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?

Ich würde einen Stand mit Wahlplakaten der Parteien aufstellen und würde versuchen, den Besuchern die Grundzüge der Parteiendemokratie zu erklären. Dazu würde die verfassungsrechtliche Stellung der Parteien gehören und warum Parteien in der parlamentarischen Demokratie notwendig, wenn auch nicht immer ganz einfach zu verstehen sind.

  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?

Wahlen und Parteien sind Kernelemente der parlamentarischen Demokratie. Ihre Funktion jungen Menschen und der Öffentlichkeit zu erklären, ist ein Privileg, welches ich gerne wahrgenommen habe.

  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?

Die Welt kann man mit wissenschaftlicher Arbeit kaum retten, dazu ist ihre politische Reichweite zu begrenzt und sind ihre Erkenntnisse häufig zu widersprüchlich. Aber man kann Problembewusstsein erzeugen und aufklären. Wenn davon ein bisschen bei den Menschen ankommt, ist schon viel gewonnen.

  • Verraten Sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?

Ich habe immer gerne mit qualitativen Lokalstudien gearbeitet, weil sie über den Einblick in einen Mikrokosmos oft auch vieles über das gesamte Forschungsfeld verraten.

  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?

Ich komme ursprünglich aus Minden und bin über viele Umwege in den 1970er Jahren nach Bremen gekommen und habe dann zunächst ein Referendariat in Niedersachsen absolviert. Nach einigen Jahren im Schuldienst und einer kurzen politischen Karriere kam ich 1989 an die Universität Bremen und habe dort promoviert.

  • Was schätzen Sie am Land Bremen als Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?

Bremen hat eine vielfältige und starke Forschungslandschaft. Die Universität ist in einer Reihe von Bereichen, auch in den Sozialwissenschaften, ein Flaggschiff der Forschung und bietet sowohl atmosphärisch als auch in Bezug auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit viele Vorteile.

  • Fehlt Ihnen etwas?

Manches Mal hätte ich mir gewünscht, dass die Universität und die Hochschuleinrichtungen des Landes besser mit Landesmitteln ausgestattet werden.

  • Die Wege in Bremen und Bremerhaven sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?

In Bremen kann man viele Wege – nicht nur zur Uni – bequem mit dem Rad zurücklegen. Das tue ich auch. Im Winter und bei schlechtem Wetter fahre ich aber auch mit dem ÖPNV oder dem Auto (inzwischen vollelektrisch).

  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?

Mit einer Antilope – sie ist schnell, flexibel und wendig.

  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?

Der Kampf um den Verbleib an der Universität in einer kritischen Phase, als meine Stelle zur Disposition stand.

  • Welche stehen Ihnen noch bevor?

Als Pensionär hoffentlich keine mehr.

  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?

Der Politikwissenschaftler weiß wahrscheinlich mehr als ein Politiker, aber er ist nicht unbedingt schlauer als ein Politiker. Das sollte man in seiner eigenen Profession immer beherzigen.

  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?

Bei einer Konferenz am Center for European Studies an der Harvard University war ich nicht gut vorbereitet und habe einen schlechten Vortrag gehalten. Seitdem gehe ich nur noch gut vorbereitet zu Konferenzen.

  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?

Beim Radfahren und beim meditativen Joggen, was leider viel zu kurz kommt.

  • Die nächsten Nachwuchswissenschaftler:innen ziehen nach Bremen. Was würden Sie ihnen raten, wo man wohnen und abends weggehen soll?

In meinem Alter haben sich die Ausgehgewohnheiten geändert. Da bin ich ein schlechter Ratgeber. Das Viertel, die Neustadt, Findorff und Walle sind jetzt beliebte Orte für junge Nachwuchswissenschaftler:innen – das Viertel war früher auch mein Revier. Jetzt bevorzuge ich eher ruhige Gegenden.

  • Mit wem würden Sie diese Wissenschaftler:innen hier in Bremen oder Bremerhaven bekannt machen wollen?

Auf jeden Fall mit Antje Boetius. Außerdem mit dem Bürgermeister und der Bürgerschafts­präsidentin.

  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einer Bremer oder Bremerhavener Persönlichkeit tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?

Ich würde gerne einen Tag mit Felix Krömer vom Buten un Binnen-Team tauschen.

Ein Mann mit Brille steht vor einem orangenem Hintergrund und lacht

© WFB/Jan Rathke

Geburtsjahr

1952

Familienstand

verheiratet

Fachbereich / Forschungsfeld

Ehemals Fachbereich 8 / Politikwissenschaft: Schwerpunkt Wahlen und Parteien

Aktuelle Position / Funktion

Pensionär /ehemals wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Interkulturelle und Internationale Studien sowie Leiter des Arbeitsbereich Wahlen und Parteien am Institut für Politikwissenschaft

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt

Aktive Mitarbeit im Hannah Arendt Verein für politisches Denken / Fortführung meiner Forschungstätigkeit im Bereich „Regieren und Politik in Bremen“

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