© WFB/Jan Rathke
Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen – und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.
Im Mai stand uns Dr. Lara Stuthmann Rede und Antwort: Sie ist Post-Doc am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung und beschäftigt sich dort mit experimenteller Aquakultur und Algenphysiologie. Was Dr. Stuthmann an ihrer Arbeit besonders begeistert und warum sie an ihrem Freimarkt-Stand sogenanntes Meeresgemüse anbieten würde, verrät sie hier bei „Wissenschaft persönlich“:
Als Kind wollte ich gerne Meeresbiologin oder Archäologin werden. Mein Schulpraktikum habe ich dann bei der Biologischen Anstalt Helgoland verbracht, spätestens ab dem Zeitpunkt war mir klar, dass ich in den Naturwissenschaften zuhause bin.
Ich finde es total spannend, die Geheimnisse der Natur zu lüften. Mich fasziniert es, in ein Thema einzutauchen, eigene Forschungsfragen zu stellen, Experimente oder Studien zu entwickeln und schließlich den gemessenen Daten spannende Antworten zu entlocken. Am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) beschäftigen wir uns unter anderem mit der nachhaltigen Nutzung mariner Ressourcen in den Tropen. Ich kann deshalb häufig an sehr angewandten Themen arbeiten. Mich spornt es besonders an, wenn Forschungsergebnisse dann auch eine praktische Anwendung finden. Zurzeit arbeite ich gerade mit dem Schullabor der Chemie an der Uni Bremen zusammen. Gemeinsam bringen wir Schüler:innen die Nutzung von Algen als Lebensmittel näher. Die Begeisterung und Faszination, wenn junge Menschen das erste Mal durch ein Mikroskop schauen, ist einfach toll.
Ich beschäftige mich mit essbaren Meeresalgen – sogenanntem Meeresgemüse. Meeresgemüse hat bereits einen festen Platz auf den Speiseplänen vieler Menschen, beispielsweise in Asien. In Deutschland ist es noch nicht sehr verbreitet, obwohl es eine nachhaltige Ergänzung auf unserem Teller sein könnte. Ich würde an meinem Stand viele verschiedene Algenprodukte zum Probieren anbieten und ein großes Aquarium mit schönen Meeresalgen aufstellen. Während sich die Besucher:innen durch die Algenprodukte testen, können wir dann über das Potential dieser faszinierenden Organismen sprechen und uns mit den Besucher:innen über ihre persönlichen Erfahrungen mit Algen austauschen.
Meeresgemüse enthält wichtige Nährstoffe wie etwa essentielle Mineralien, Spurenelemente und Vitamine. Meeresalgen generieren ihre Energie durch Photosynthese und nehmen Nährstoffe aus dem Meerwasser auf. Darum haben sie ein großes Potential als nachhaltige Nahrungsquelle für uns. Die Meere und Ozeane könnten in Zukunft, insbesondere in Zeiten des Klimawandels, eine wesentlich größere Rolle bei der Sicherstellung der menschlichen Ernährung spielen. Dabei ist es ungemein wichtig, marine Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Deshalb versuche ich auch herauszufinden, wie wir Meeresalgen kultivieren können, ohne dabei das Meer zusätzlich zu belasten.
In meiner persönlichen Arbeit spreche ich von Fortschritt, wenn ich eine wissenschaftliche Fragestellung beantworten kann und somit unser kollektives Wissen erweitere. Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass ich alleine damit nicht die Welt retten kann – dafür braucht es uns alle. In meinem derzeitigen Projekt bringe ich Schüler:innen Meergemüse als Nahrungsquelle näher. Für mich ist diese Art der Wissenskommunikation essentieller Bestandteil meiner Arbeit: Ich möchte junge Menschen informieren und ermutigen wissenschaftlich zu denken. Damit versetze ich sie in die Lage, informierte Entscheidungen, beispielsweise in Bezug auf ihre Ernährung, treffen zu können.
Bei der Feldarbeit ist die Taucherbrille immer dabei, nur so kann ich die Algen in ihrer natürlichen Umgebung genau beobachten. Aber auch eine Sonde zur Messung der Temperatur, des pH-Wertes, Salzgehaltes etc. darf nicht fehlen.
IIch bin in Bremen aufgewachsen. Für mein Bachelor-Studium hat es mich noch weiter in den Norden an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel verschlagen. Allerdings bin ich wieder nach Bremen zurückgekommen, um am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) meinen Master und anschließend meinen Doktor zu absolvieren, denn die Ausrichtung des ZMT auf tropische Küstengebiete ist in Deutschland einzigartig.
Das Land Bremen ist ein Zentrum für die Meereswissenschaften. Ich finde es faszinierend, mich mit Kolleg:innen der verschiedenen Institute, Hochschulen und Universitäten auszutauschen, die das Meer aus so vielen verschiedenen Perspektiven erkunden. Außerdem ist es einfach schön durch die Weser und die Nähe zur Nordsee auch privat viel Zeit am oder im Wasser verbringen zu können.
An der ein oder anderen Stelle gerne mehr Platz zum Radfahren und für Fußgänger:innen – wobei da in den letzten Jahren meiner Ansicht nach wirklich viel in Bremen passiert ist.
Am liebsten mit dem Fahrrad, wenn ich Zeit habe dann auch zu Fuß oder mit den Öffis. Bei großen Besorgungen ist in Bremen ja glücklicherweise das Car-Sharing-Angebot sehr gut.
Mit einer Giraffe, die immer versucht mit langem Hals in die noch unerforschten Bereiche zu blicken. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass die langen Beine beim Wattwandern in der Nordsee nur von Vorteil sein können.
Ich habe für meine Masterarbeit einige Zeit in Panama verbracht, um die Fischgemeinschaften in den Mangroven zu erforschen. Ich konnte zu Beginn nicht gut Spanisch sprechen und war sehr auf mich selbst gestellt. Letztendlich habe ich aber so viele tolle Menschen kennengelernt und die Erfahrung gemacht, dass es manchmal gar keiner gemeinsamen Sprache bedarf, um sich zu verstehen. Die Möglichkeit, mich in einem diversen Forschungsumfeld zu bewegen und verschiedene Perspektiven einzunehmen und eine gemeinsame Sprache zu finden, z.B. auch zwischen unterschiedlichen Disziplinen, ist immer noch etwas, was ich sehr an meiner Arbeit schätze, was aber auch herausfordernd sein kann.
Ich arbeite sehr gerne in der Wissenschaft, allerdings ist diese Karriere mit einer großen Planungsunsicherheit und starker Konkurrenz verbunden. Diese Unsicherheiten nehme ich persönlich als große Herausforderung wahr.
Nein, eine Erfolgsformel habe ich nicht. Allerdings versuche ich immer wieder neu zu reflektieren, was ich als persönlichen Erfolg verbuche. Ich habe festgestellt, dass es sonst leicht passieren kann, an eigenen Ansprüchen zu scheitern.
Im Englisch-Unterricht in der Schule wurde ich manchmal aufgefordert, Dinge lieber auf Deutsch zu sagen, weil mein Englisch so unverständlich war. Ich war lange Zeit überzeugt, dass daran mein Wunsch scheitern würde, in der Wissenschaft zu arbeiten, in der vor allem Englisch gesprochen wird. Heute bin ich erleichtert, dass ich damals das Privileg und den Mut hatte, mich der Angst zu stellen und im englischsprachigen Ausland ein Praktikum zu absolvieren.
Beim Spaziergehen oder Joggen an der Weser, beim Kochen, beim Verreisen und wenn ich Zeit habe gerne auch mal bei einem Computerspiel.
Es gibt so viele schöne Ecken in Bremen! Es gibt in Bremen meiner Erfahrung nach eine gut vernetzte und internationale Community von jungen Menschen. Als ich wieder neu nach Bremen gezogen bin, habe ich in den sozialen Medien viele Gruppen gefunden, die gemeinsame Aktivitäten und entspannte Treffen organisiert haben. Ich kann mir vorstellen, dass es so gut möglich ist, die verschiedenen Stadtteile und Locations bestens kennen zu lernen.
Mit den Eseln im Bürgerpark, ich besuche die Tiere gerne bei einem Spaziergang, das ist eine schöne Ablenkung vom Alltag.
Bremerhaven ist, wie der Name schon sagt, ein wichtiger Hafen und ich würde gerne mal einen Tag auf einem der sogenannten „Riesenpötte“ verbingen, die hier anlegen. Mein Großvater war Kapitän bei Hapag-Lloyd, und ich frage mich oft, wie die Arbeit in der Seefahrt wohl ist.
© WFB/Jan Rathke
Geburtsjahr
1991
Fachbereich / Forschungsfeld
Experimentelle Aquakultur, Algenphysiologie
Aktuelle Position / Funktion
Wissenschaftliche Mitarbeiterin/ Post-Doc
Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt
Kultur und Nutzung von Meeresalgen als Nahrungsmittel
© WFB / Jens Lehmkühler
Sanierungsmaßnahmen, Förderung von Geflüchteten an den Hochschulen, Unterstützung der Exzellenzstrategie – Bremen will den Wissenschaftsstandort weiter stärken.
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