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In Bremen verstecken sich fernab der klassischen Sehenswürdigkeiten unterirdische Orte und geheime Plätze, die von euch entdeckt werden wollen. Vielleicht befindet ihr euch sogar tagtäglich über ihnen. Steigt hinab und werft dank unserer Tipps mit Tiefgang einen Blick in den Bremer Untergrund.
Manche von euch kennen sicherlich den Elefanten aus Backstein im Nelson-Mandela-Park hinter dem Bremer Hauptbahnhof. Heute stellt das Tier ein Antikolonialdenkmal dar, welches an die Opfer der deutschen Kolonialherrschaft in Afrika erinnert. Das Mahnmal spricht sich gegen koloniale Unterdrückung und für ein gleichberechtigtes Miteinander aus. Steigt ihr die Treppen zu Füßen des Elefanten über eine Tür hinunter, kommt ihr ins Innere. Ihr steht nun in einem ovalförmigen Raum mit 12 Ecken. Mit einer Höhe von ca. 5 Metern und einer ungefähren Größe von 40 Quadratmetern, findet ihr eine einzigartige Akustik in der Krypta vor. Seit 2009 finden dort Kunst- und Kulturveranstaltungen für euch statt, darunter Konzerte, Lesungen, Vorträge und Theaterstücke, die zur Völkerverständigung beitragen sollen.
Mitten in der Stadt versteckt sich ein verlassener Ort, auf dessen Oberfläche ihr vielleicht schon mal mit einem Koffer in der Hand entlang spaziert seid. Es handelt sich um den Tiefbunker unter dem Bremer Bahnhofsvorplatz. Der Bunker diente als Schutzbunker in Kriegszeiten, später als Obdachlosenheim und zwischenzeitlich als Parkplatz für Behördenfahrzeuge. Heute steht der große Schutzraum leer. Alte Sanitäranlagen sowie entsprechende Maschinen erinnern euch an die frühere Funktion des Unterschlupfs, der Platz für 900 Leute bot.
Einige weitere verborgene unterirdische Bunker entdeckt ihr in den Wallanlagen, deren Zugänge kaum wahrnehmbar sind für das bloße Auge.
Einer der Bunker befand sich unter dem Theaterberg, welcher euch vielleicht ein Begriff ist. Hier stand einst das Stadttheater. Zwischen 1949 und 1962 wurde der Erdbunker als Kunst-Krypta genutzt, die als künstlerische Galerie diente.
Entlang der Wallanlagen kommt ihr zur Ostertorwache. Hier verbirgt sich eine weitere Art Bremer Unterwelt, die darauf wartet von euch entdeckt zu werden. Die Ostertorwache ist heute eine historische Dokumentationsstätte, auch bekannt als Wilhelm Wagenfeld Haus, welches in der Vergangenheit als Gefangenenhaus diente. Männer und Frauen wurden in der Vergangenheit teilweise in Zellen in den Kellergewölben der Einrichtung in Haft genommen. Dazu gehörten Obdachlose, Prostituierte, Abschiebehäftlinge, Prominente, politische Funktionäre sowie verschiedene politisch-verfolgte Gruppen zu Zeiten des dritten Reiches. Besichtigt den ursprünglich erhaltenen Zellentrakt im Parterre und bekommt einen Eindruck aus der Vergangenheit.
Auf einen weiteren verborgenen Tiefbunker stoßt ihr unter dem Domshof. Hier erblickt ihr einen der größten Tiefbunker Bremens, in dem ca. 2500 Personen in Zeiten des Zweiten Weltkriegs vor Bombenangriffen Zuflucht finden konnten. Zwangsarbeiter errichteten den über 100 Meter langen Bunker auf ca. 3300 Quadratmetern. Schutzsuchende konnten bis zu 14 Tage mit Hilfe einer Not-Küche, eines Brunnens und eines Notstromgenerators versorgt werden. Einige der alten Installationen sind teilweise noch heute vorzufinden und bringen euch die Geschichte des Bunkers näher. Zwischenzeitlich wurde der Bunker als Disco, Autogarage und Lagerstätte genutzt.
Neben Bunkern und verschiedenartigen Räumen im Untergrund Bremens, kommt ihr einer unterirdischen Straße auf die Spur. Mitten in der Stadt, im Bereich Discomeile, verbindet die Straße das Siemens-Hochhaus mit nahe gelegenen Gebäuden unter der Oberfläche, wie zum Beispiel die Diskothek Tower. Ursprünglich wurde der Weg für die Zulieferung von Waren gebaut. Heute dient die Unterpflasterstraße unter anderem auch als Fluchtweg in Notsituationen für die Diskobesucher*innen unter euch, da mehrere anliegende Diskotheken an die Straße erschlossen sind.
Im Schnoor-Viertel seid ihr ebenfalls auf der Spur einer unterirdischen Anlage. Ihr findet hier neben dem Rosenak-Haus den Keller einer ehemaligen Synagoge, die 1938 während der Reichspogromnacht von Nationalsozialisten in Brand gesteckt wurde. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder. Lediglich der unterkellerte Teil des jüdischen Gemeindehauses blieb, zunächst bis 1959 unentdeckt, erhalten. Dieser Keller dient heute als Gedenkstätte und erinnert an die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft in Bremen. Ihr erblickt einige Botschaften in der Räumlichkeit, die nachdenklich machen.
Der Zugang zu den einzelnen Stätten in Bremens Untergrund ist eingeschränkt. Um tiefere Einblicke zu bekommen und einige der geheimen Orte zu besichtigen, nehmt an einer der Unterwelt-Führungen von StattReisen teil. Während der Touren erfahrt ihr noch so einiges mehr über die Geschichte der einzelnen verborgenen Orte. Lasst euch inspirieren und lernt Bremen von einer unterirdischen Seite kennen.
StattReisen nimmt euch mit auf Entdeckungstour unter der Oberfläche Bremens.
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